Beim Start wird die Drohne über dem Kopf einfach "weggeworfen". Das Bundesheer hat 18 Stück davon.

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Wiener Neustadt – Das österreichische Bundesheer besitzt seit einem Jahr 18 Flugdrohnen des Typs Tracker, die zur Aufklärung etwa von Marschstrecken oder Grenzabschnitten eingesetzt werden sollen. Das System ist seit kurzem in der einjährigen Probephase, am Donnerstag gab es auf dem Flugfeld in Wiener Neustadt eine erste praktische Vorführung.

"Mutter" und "Vater" der Drohnen seien, wie Oberst Michael Bauer erklärte, Reinhard Zmug als Projektverantwortlicher und Ägidius Daniel Muhr von der Heerestruppenschule Eisenstadt. Die Flugdrohne ist 8,5 Kilogramm schwer, 1,6 Meter lang und hat eine Spannweite von 3,6 Metern. Sie erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 90 Stundenkilometern, wobei die Funkweite zehn Kilometer und die Einsatzdauer eineinhalb Stunden beträgt. Die Flughöhe liegt zwischen 100 und 600 Metern, das Maximum bei 6.000 Metern. Herstellerin ist die französische Firma Surveycopter, die Kosten, inklusive Schulungen, wurden mit rund drei Millionen Euro beziffert.

Sechs Systeme mit Bodenkontrollstation

Es handelt sich um sechs Systeme mit Bodenkontrollstation für die Überwachung, Tag- und Nachtsichtkamera sowie Zielverfolgungsantenne. Die Flugdrohnen, auch gedacht für Assistenzeinsätze wie etwa nach Hochwasser, Lawinenabgängen oder bei Waldbränden, erfassen das aktuelle Lagebild und leiten die notwendigen Informationen in Echtzeit über eine verschlüsselte Funkverbindung bis zu zehn Kilometer weit an den Flugcontroller weiter. Alle Daten gehen an die Bodenkontrollstation, die wie ein Laptop aussieht, im Flugkörper selbst werden keinerlei Daten aufgezeichnet. Die ersten Erfahrungen seien sehr positiv, auch was die Bildauflösung betrifft, sagte Muhr. Er verwies darauf, dass der Betrieb etwa im Vergleich zu Hubschraubern "extrem kostengünstig" sei: Akku aufladen und fertig. Gestartet wird händisch, indem die Drohne über den Kopf gehalten und "weggeworfen" wird.

17.500 Privatdrohnen

Nach Angaben von Zmug wurden 17 Soldaten als Drohnenpiloten – sowohl praktisch als auch hinsichtlich der Rechtsvorschriften – ausgebildet und lizenziert. Erprobt werden die Flugkörper nur im militärisch bewirtschafteten Luftraum wie auf den Truppenübungsplätzen Allentsteig und Seetaler Alpe, im Raum Felixdorf und in der Wattener Lizum.

Vorfälle wie der Drohnenabsturz bei einem Weltcup-Skirennen, bei dem Marcel Hirscher nur knapp verfehlt wurde, oder Fastkollisionen mit Flugzeugen würden vor Augen führen, dass gefährliche Situationen auftreten können, zumal die Dichte immer größer werde: 2015 seien 17.500 Drohnen (die meisten davon mit Rotorantrieb) verkauft worden, aber nur 500 Personen hätten bei Austro Control um Bewilligungen angesucht – der Rest agiere also illegal. Das Bundesheer betreibe die Drohnen im Regelfall in Flugbeschränkungsgebieten und berücksichtige bei jedem Einsatz den Schutz der Privatsphäre der Bevölkerung. (APA, red, 20.4.2016)