Bild nicht mehr verfügbar.

Hillary Clinton freute sich vor ihren Anhängern über den wichtigen Vorwahlsieg in New York.

Foto: AFP / Getty Images / Spencer Platt

Bernie Sanders machte trotz der Niederlage seinen Anhängern Mut: "Jede große Bewegung der amerikanischen Geschichte sah sich mit ähnlichen Hürden konfrontiert", schrieb er an sie.

Foto: APA / AFP / Jeff Swensen

Donald Trump zementierte mit rund 60 Prozent der Stimmen seine Führung.

Foto: APA / AFP / Jewel Samad

Bernie Sanders denkt nicht daran, aufzugeben. Kaum sind die Ergebnisse der New Yorker Vorwahlen verkündet, kaum steht fest, dass er klar verloren hat, schickt er eine kämpferische, ja trotzige E-Mail an seine Anhänger. "Jede große Bewegung der amerikanischen Geschichte sah sich mit ähnlichen Hürden konfrontiert", schreibt der Senator aus Vermont. Wenn er bei den Primaries am nächsten Dienstag gut abschneide und auf den letzten Metern zu einem furiosen Endspurt ansetze, gibt er zu verstehen, könne er durchaus noch an Hillary Clinton vorbeiziehen.

Nächste Woche stehen in fünf Bundesstaaten Vorwahlen an. In dreien – Connecticut, Pennsylvania und Rhode Island – rechnet sich Sanders gute Chancen aus, während zwei – Delaware und Maryland – eher als Clinton-Hochburgen gelten.

Duell bis Anfang Juni

Zum Schluss, am 7. Juni, ist dann Kalifornien an der Reihe, ein Bevölkerungsschwergewicht, auf das der eisern kämpfende Außenseiter all seine Hoffnungen setzt. Der "Golden State" am Pazifik hat allein 475 der 4763 Delegierten zu bestimmen, die auf dem Parteitag im Juli den offiziellen Kandidaten der Demokraten fürs Weiße Haus küren. Bevor Kalifornien nicht gesprochen habe, betont Sanders, verschwende er keinen Gedanken ans Aufgeben.

Clinton, die Favoritin, die ihre Rolle in New York mit einem deutlichen Sieg untermauerte, sieht das freilich anders. Zugespitzt formuliert, empfindet sie ihren Kontrahenten bloß als Störfaktor, den allein seine Sturheit daran hindert, der Realität ins Auge zu schauen und zu kapitulieren.

Seitenhieb auf den Mitbewerber

"Das Rennen um die Nominierung ist auf der Zielgeraden, der Sieg ist in Sicht", rief sie ihren jubelnden Anhängern zu und ließ einen Seitenhieb gegen Sanders folgen: "Unter den grellen Scheinwerfern New Yorks haben wir gesehen, dass es nicht reicht, Probleme nur zu diagnostizieren. Man muss auch erklären, wie man Probleme zu lösen gedenkt."

Bernie, der Theoretiker der reinen Lehre mit seiner Fundamentalkritik an den Banken und am politischen System, gegen Hillary, die Praktikerin der kleinen Schritte, die lieber an parlamentarischen Kompromissen feilt, statt Maximallösungen zu beschwören. Je länger der Wahlkampf dauert, umso schärfer zeichnet sie diesen Kontrast.

Ruhepause für das Nevenkostüm

Was die frühere Außenministerin in der Nacht zum Mittwoch in einem Hotelsaal in Manhattan zelebrierte, war eine rauschende Party zur Feier eines Sieges, der klarer ausfiel, als die meisten erwartet hatten – sie selbst wohl eingeschlossen. In New York hat sie das Primary-Duell gegen Sanders nicht nur mit knapp 58 Prozent der Stimmen eindeutig für sich entschieden. Damit hat sie auch eine Durststrecke beendet, die ihr Nervenkostüm zuletzt arg strapaziert haben dürfte.

Vor dem New Yorker Kräftemessen hatte Sanders acht von neun Vorwahlen in Folge gewonnen – nun aber musste er eine Schlappe hinnehmen, die wirklich schmerzt. Als nüchternes Fazit bleibt: Die Welle der Begeisterung, die der Held der Linken mit seinen feurigen, idealistischen Reden insbesondere unter den Jungen ins Rollen brachte, reichte nicht aus, um der Favoritin Paroli zu bieten. Zum einen, weil Clinton fast alle Lokalgrößen der Demokratischen Partei hinter sich wusste; zum anderen, weil viele Afroamerikaner und Hispanics nach wie vor nicht recht warm werden mit Sanders, dem Helden der weißen College-Kids. David Dinkins, der erste schwarze Bürgermeister New Yorks, warf ihm gar vor, mit leeren Versprechen zu werben. "Du kannst keine Revolution beginnen, wenn du keinen Plan hast."

Trump hängt Cruz und Kasich ab

Bei den Republikanern hat es Donald Trump in New York mit glasklarer Mehrheit – 60 Prozent – geschafft, auf Kurs Richtung Nominierung zu bleiben, nachdem er vor zwei Wochen in Wisconsin unter die Räder gekommen war.

Keiner seiner Kontrahenten, weder Ted Cruz noch John Kasich, kann ihn noch einholen in der Addition der Delegierten, die im Juli in Cleveland den republikanischen Bewerber fürs Oval Office bestimmen. Die Frage ist nur, ob es Cruz und Kasich gelingt, Trump am Erreichen der magischen Zahl 1237 zu hindern: der absoluten Mehrheit der Delegiertenmandate. Seriös beantworten lässt sie sich vorläufig nicht. (Frank Herrmann aus Washington, 20.4.2016)