Rom/Wien – Beim jüngsten Bootsunglück im Mittelmeer geht das UN-Flüchtlingshochkommissariat nun von bis zu 500 toten Flüchtlingen aus. Diese Erkenntnis ziehe man aus Aussagen der 41 Überlebenden, gab das UNHCR am Mittwoch bekannt. Ein UNHCR-Team reiste demnach ins griechische Kalamata und sprach mit den Überlebenden, die aus Somalia, Äthiopien, Ägypten und dem Sudan stammen. Sie wurden am Samstag gerettet und trafen am Sonntag in Kalamata ein.

Den Aussagen zufolge waren die Flüchtlinge nahe der ostlibyschen Hafenstadt Tobruk mit einem 30 Meter langen Boot zur Überfahrt nach Europa aufgebrochen. An Bord waren zwischen 100 und 200 Menschen. Mitten auf dem Meer wollten Schlepper sie auf ein größeres Schiff bringen, auf dem sich schon zahlreiche Flüchtlinge befanden. Die heftige Bewegung und die zusätzliche Last brachten dieses jedoch zum Kentern. Ein Teil der Überlebenden sei noch nicht an Bord des größeren Schiffs gewesen, den anderen sei es gelungen, zu dem kleineren Boot zurückzuschwimmen.

Berichte über ein Bootsunglück im Mittelmeer gab es bereits am Montag. Von offizieller Seite konnte dies anfangs jedoch nicht bestätigt werden. Einzig Italiens Präsident Sergio Mattarella sagte, dass es Hunderte Tote gegeben habe, ohne Details zu nennen. Zunächst hieß es, dass mehrere kleine Boote von Ägypten aus in See gestochen und dann gekentert seien. Unklar ist weiterhin, wer die Überlebenden gerettet hat. (ksh, 20.4.2016)