Dirigent und Gastronom Joji Hattori ist erst vor kurzem in sein Haus in Grinzing gezogen. Vom vielen Reisen hat er jetzt genug. Hier ist er angekommen. Fehlen nur noch die Schränke.

"Wir haben uns auf den ersten Blick in dieses Haus verliebt. Es wurde 2001 gebaut, sieht aber aus, als wäre es 100 Jahre alt. Teile davon sind es wohl auch: Die Parkettböden und Kamine stammen aus italienischen Schlössern, die abgerissen wurden. Die Räume sind klein, die Fenster verschachtelt. Der ebenerdige Zugang zum Garten war uns wichtig, genauso wie viel Licht und Gemütlichkeit. Und die Lage: Ich bin ein Stadtmensch, meine Lebensgefährtin Sabine Raab ist ein Landmensch. Mit Grinzing haben wir einen Kompromiss gefunden. Neben dem Garten stehen Obstbäume, und dann kommen die Weinstöcke.

Joji Hattori und seine Lebensgefährtin Sabine Raab richten ihr Haus nun gemeinsam ein.
Foto: Lisi Specht

Das Haus hat etwa 200 Quadratmeter Wohnfläche. Wir sind vor drei Wochen eingezogen und leben seither inmitten von Umzugskartons. Rein genetisch gesehen habe ich kein Problem damit. Unsere Schränke wurden noch nicht geliefert, also kann man ohnehin noch nichts auspacken. Wir sind also in der Phase, in der es für jedes Chaos noch eine allgemeingültige Ausrede gibt.

Zuvor haben wir im sechsten Bezirk in meiner Single-Künstler-Dachgeschoßwohnung gelebt. Sie war vom Schnitt her zu klein. Drei Tage, bevor Sabine aus Bayern bei mir einzog, kamen ihre Schachteln an. Die habe ich in meinem Musikzimmer aufbauen lassen. Dann war alles voll. Da habe ich nachzudenken begonnen. Mit der Idee, in ein Haus zu ziehen, habe ich Sabine dann überrascht.

Foto: Lisi Specht

Wir richten das Haus nun gemeinsam ein. Die meisten Möbel kaufen wir neu, weil unsere alten nicht passen. Ich hatte zum Beispiel einen Wandteppich in meiner alten Wohnung. Jetzt wohne ich in einem so großen Haus, aber Platz dafür gibt es dennoch nicht. Es ist überall entweder ein Fenster oder eine Tür im Weg. Man müsste wohl dafür das Fenster im Stiegenhaus opfern. Aber da verweigert sich Sabine. Also werde ich ihn wohl verkaufen.

Das Haus war frisch renoviert, als wir es gefunden haben. Eine Änderung, die uns aber wichtig war: Wir haben eine helle Wohnküche eingebaut. Wenn man jetzt alle Fenster öffnet, hat man das Gefühl, halb draußen in der Natur zu sein. Die ursprüngliche Raumaufteilung war sehr konservativ. Die Küche war vorne bei der Haustür versteckt. Das passt gar nicht zu uns: Ich bin der Koch unseres Haushalts – und Sabine ist die Ordnungsdirektorin. Wir haben extra diese Fauteuils, die man drehen kann, gekauft, damit sie mir beim Kochen zuschauen kann. Ich bin ein guter Koch – allerdings mit einer Neigung, meine Sachen überall liegen zu lassen. Oder wie Sabine sagt: Es schmeckt genauso bombastisch, wie die Bombe groß sein muss, die eingeschlagen hat. Zumindest sieht es so aus, wenn ich fertig bin.

Zentraler Raum des Hauses ist die helle Wohnküche, die sich Hattori einbauen ließ. Auch sonst sind ihm Helligkeit und Gemütlichkeit wichtig.
Foto: Lisi Specht

Zu unserem Haus gehört auch ein 600 Quadratmeter großer Garten. Ich plane einen japanischen Vorgarten. Mit Trittsteinen, kleinem Brunnen, einem Weg hinauf zu einer Laterne. Den Rest des Gartens übernimmt Sabine. Der wird eher essbar, mit vielen Hochbeeten. Wir werden damit wohl die Grinzinger Füchse und Hasen füttern. Und die Schnecken. Aber das ist eine Entschädigung für all die Tiere, die ich in meinem Leben bisher gegessen habe.

Seit ich auch Gastronom bin, bin ich viel mehr zu Hause, weil ich bewusst die Anzahl meiner Konzerte reduziert habe. Das war eine wichtige Entscheidung in meinem Leben. Ich will nicht mehr so viel reisen. Heute bin ich ein bisschen mehr als die Hälfte meiner Zeit in Wien. Das erhöht die Lebensqualität und die Qualität unserer Beziehung. Ich bin hier wirklich angekommen.

Foto: Lisi Specht

Zu Hause ist für mich dort, wo ich Freunde habe. Ich habe gezählt, dass ich in meinem Leben fast 1000 Konzerte gegeben und circa genauso oft Freunde bekocht habe. Mit unserem Einzug kamen schon die ersten Gäste ins Haus. Seither hatten wir eine große Dinnerparty für Wiener Freunde, einige haben bereits hier übernachtet.

Eigentlich bin ich ein sehr flexibler Mensch. Ich glaube, egal was im Leben passiert, ich könnte an verschiedenen Orten leben und glücklich sein. Das hier ist ein großes Haus, aber auch eine kleine Wohnung wäre okay. Solange es eine schöne Küche gibt und einen großen Esstisch für Essen mit meinen Freunden." (4.5.2016)