Marcus Löwe leitet den Conciergeservice der Wohnanlage OrchideenPark in Wien-Döbling.

Christian Benesch

Ist ein Bewohner verreist, kümmert sich der Concierge um Haustiere und Pflanzen.

Christian Benesch

Der Eingangsbereich mit Rezeption erinnert an eine Hotel-Lobby.

IG Immobilien

Auch Wäsche kann beim Concierge abgegeben werden.

Christian Benesch

Orchideen an den Wänden, Orchideen auf den Tischen, Orchideen an der Rezeption. Sogar Polstermöbel, Wandfarbe und Tresen sind hier farblich auf die dunkelrot-orangen Blütenpflanzen abgestimmt. Die Wohnanlage OrchideenPark der IG Immobilien macht ihrem Namen alle Ehre. Der Empfangsbereich, im Haus auch Servicecenter genannt, wirkt auf den ersten Blick wie eine Hotellobby: Auf dem Rezeptionstisch steht eine Tischklingel, in den Regalen liegen Prospekte, daneben hängt ein Schild mit der Aufschrift "Bademantel im Servicecenter erhältlich".

Vor der Rezeption stehen massive Polstersessel rings um niedrige, dunkle Holztische. An der Wand hängt ein kleiner Bildschirm, der nonstop ein loderndes Lagerfeuer zeigt, an der Wand schräg gegenüber läuft auf einem größeren Schirm ein Sportsender. Niemand beachtet hier das Programm.

Rundumservice für Bewohner

Derzeit ist es ruhig in der vermeintlichen Hotellobby. Es ist noch früh am Nachmittag. Hinter dem Tresen sind zwei Mitarbeiter des Conciergeteams mit Organisatorischem beschäftigt – telefonieren, E-Mails und Listen schreiben. Marcus Löwe – gegeltes Haar, perfekt sitzender Hemdkragen, immer ein breites Grinsen auf dem Gesicht – ist einer von ihnen. Er leitet das Conciergeteam in der Wohnhausanlage im 19. Bezirk.

Nur hin und wieder läuft ein Bewohner durch den Empfangsraum, auf dem Weg in den Wellnessbereich oder in das hauseigene Fitnessstudio. Wer hier wohnt, genießt einen Rundumservice, dafür sorgt das Team von Löwe. Blumen gießen und die Katze füttern, wenn Bewohner verreist sind, gehören zum Angebot, ebenso wie Putzerei und Postservice, das Organisieren einer Reinigungskraft für die Wohnung, eines Babysitters oder Handwerkers. Wenn gewünscht, kümmert sich der Concierge auch um Theaterkarten, eine Tischreservierung, ein Taxi oder die Gartenpflege.

Kein Mädchen für alles

"Unsere Bewohner genießen, dass sie nicht extra Urlaub nehmen müssen, wenn mal der Installateur in die Wohnung kommt", sagt Löwe, "das übernimmt dann einfach der Concierge." Auch hätten viele keine Lust, nach einem langen Arbeitstag noch bei der Post ihre Pakete abzuholen, sagt Löwe. "Wir nehmen sie entgegen und verstauen sie im Postschließfach, direkt bei uns im Haus." Viele Gäste im OrchideenPark kommen aus dem Ausland. "Da ist die Freude groß, wenn der Concierge auch bei Behördengängen behilflich sein kann", so Löwe.

Der Concierge ist allerdings kein persönlicher Assistent. "Manches ging auch schon zu weit, das Katzenklo etwa reinigen wir nicht", sagt Löwe und schmunzelt. Auch wenn in der Wohnung das Licht kaputtgehe, sei der Concierge nicht zuständig. Denn selbst wenn es den Eindruck macht, der OrchideenPark sei ein Hotel für Langzeitbewohner, ist jeder Mieter oder Eigentümer selbst für seine Wohnung verantwortlich.

Immer beliebter

Was man bisher nur aus Großstädten wie New York oder London kennt, wird auch hierzulande immer beliebter: Wohnen mit Concierge. "Unserer Erfahrung nach wird serviciertes Wohnen in den letzten Jahren verstärkt nachgefragt", sagt Sabine Zwierschitz von der IG Immobilien, die neben dem OrchideenPark auch noch in der Campus Lodge im zweiten Bezirk einen Conciergeservice für ihre Bewohner anbietet. Das Konzept der Wohnung mit Concierge gibt es in Wien ansonsten vor allem in der Kombination mit einem Luxushotel. So besitzen etwa die Hotels Hansen Kempinski und Sans Souci neben Hotelzimmern auch Wohnungen, deren Bewohner vom Conciergeservice profitieren.

Nicht in der Dimension von Luxushotels, aber dennoch im höherpreisigen Segment bewegen sich die Kosten des OrchideenParks. Eine 97 Quadratmeter große Wohnung mit Terrasse kostet pro Monat 1857 Euro. Die Betriebskosten von 280 Euro sind dabei schon inkludiert und beinhalten auch den Conciergeservice, das Schwimmen im Pool und das Benutzen des Wellnessbereichs sowie des hauseigenen Fitnessstudios. 11.700 Euro Kaution werden beim Einzug fällig.

Wohnen für jede Zielgruppe

Im OrchideenPark gibt es 92 Mietwohnungen und 26 servicierte Kurzzeitapartments. Die meisten Bewohner, so Zwierschitz, seien Botschaftsangestellte, Expats und Geschäftsleute, aber auch Singles und Familien. Zusätzlich nutzen 115 Eigentümer der Nachbarwohnhausanlage den Conciergeservice.

Langsam zeigt sich auch in der Lobby, wie gut der Conciergeservice von den Bewohnern angenommen wird. "Zwischen 16 und 18 Uhr ist hier Hochbetrieb", sagt Löwe. Zwei kleine Kinder huschen auf Rollern an der Rezeption vorbei, ihre Mutter kommt hinterher und freut sich, den Concierge zu sehen. Schnell werden ein paar freundliche Worte gewechselt. Der Concierge kennt fast alle Leute im Haus, und alle kennen ihn.

Vorteil für alte Menschen

Serviciertes Wohnen bietet viele Vorteile, von denen besonders alte Menschen, die ihren Lebensalltag nicht zu hundert Prozent allein regeln können, profitieren. Auch für diese Zielgruppe sind in Wien aktuell Wohnprojekte mit Zusatzservice geplant. Im achten Bezirk entsteht das exklusive Wohnprojekt Das Hamerling, das auf 20.000 Quadratmetern Wohnungen und eine Seniorenresidenz bieten wird – inklusive Conciergeservice. Die Johanniter errichten 53 leistbare Mietwohnungen für Senioren in Wien-Floridsdorf. Wie in einem Hotel gibt es auch dort einen Concierge, der die Bewohner berät und Essenszustellung, Reinigungen, Reparaturen, Krankentransporte und Physiotherapie organisiert.

Im OrchideenPark freuen sich ebenfalls besonders ältere Bewohner über die vielen Angebote des Conciergeteams. "Wir organisieren eine Reinigungskraft, die regelmäßig vorbeikommt und die Wohnung putzt, das ist für viele alte Mieter oder Eigentümer eine große Erleichterung", sagt Löwe.

Und noch einen Vorteil hat die Anwesenheit eines Concierges: "Den Menschen gibt es ein Gefühl von Sicherheit", glaubt Löwe. "Unser komplettes Areal wird mit Kameras überwacht, der Portier sieht jeden, der das Gebäude betritt", so Löwe.

Der Concierge als Vertrauter

Die Freude am Umgang mit Menschen sieht man Löwe deutlich an. Als Concierge müsse man zuhören können, sagt er. "Zu vielen Bewohnern baut sich ein persönliches Verhältnis auf, man vertraut uns auch private und familiäre Dinge an. Manche sind froh, wenn sie im Concierge einen Gesprächspartner finden." Hin und wieder bekämen er und seine Kollegen sogar Süßigkeiten als Dank für ihre Arbeit, etwa zu Weihnachten.

Und auch zwischen den Bewohnern entstünden ganz unterschiedliche Beziehungen. Einerseits gebe es – wie überall, wo Menschen zusammenleben – hin und wieder Beschwerden, andererseits entstünden auch Freundschaften. "Es gibt sehr viele Kinder im Haus. In unseren Gemeinschaftsräumen finden die Leute zusammen, etwa bei Kindergeburtstagsfeiern im Partyraum, wenn der Nikolaus vorbeikommt und den Kindern Geschenke bringt oder bei den Sommer- und Frühlingsfesten, die die IG Immobilien ausrichtet", erzählt Löwe.

Concierge mit Leib und Seele

Auch er hat im Haus schon Freunde gefunden. Etwa die dreibeinige Katze BB (sprich: Bibi) und ihren Besitzer. "Wenn unsere Bewohner verreist sind, füttern wir ihre Haustiere und gießen ihre Blumen", sagt Löwe. "BB freut sich sehr, wenn dann jemand vorbeikommt, sie füttert und streichelt." So wie heute. Er nimmt die dreibeinige Katze mit dem schwarz glänzenden Fell behutsam auf den Arm und gibt ihr eine Schale Wasser zu trinken. Spätestens in diesem Moment wird klar, Löwe ist mit Leib und Seele Concierge. (Bernadette Redl, 5.5.2016)