Wien – Das vermeintliche Känguru im Wiener Stadtpark war eine Werbeaktion. Wie bereits nach dem Auftauchen des Tiers am Dienstag vermutet wurde, waren die "Leserfotos" gefakt. Dennoch hatten zahlreiche Onlinemedien die Bilder ungeprüft veröffentlicht, dutzende Schaulustige, Journalisten und auch das Veterinäramt machten sich auf die Suche nach dem Tier.

"Aber wie so oft trügt der Schein. Denn es gibt keine freilaufenden Kängurus in Österreich", berichtete die Urheberin der Fotos am Mittwoch in einer Aussendung. Ursprünglich war auf den Bildern ein aufblasbarer Flamingo zu sehen, der mittels Montage in ein Känguru verwandelt wurde. Das Tier dominierte am Dienstag auch die sozialen Netzwerke. Der Tiergarten Schönbrunn zählte gar seine Kängurus ab und teilte mit, dass man keines vermisse.

Überrascht beim Tierschutzverein

"Wir sind noch ein bisschen digital naiv", sagte Daniela Kraus, Geschäftsführerin vom Forum Journalismus und Medien Wien (fjum). Die ungeprüfte Veröffentlichung solcher Fotos sei symptomatisch – "erstens für den Ressourcenmangel im Journalismus und zweitens für ein mangelndes Bewusstsein im veränderten Umgang mit Social Media und User-generated Content". Journalistische Grundlagen wie Check, Recheck, Doublecheck "gelten für User-generated Content offenbar noch nicht", sagte Kraus. Dabei sei bei Fotos ganz einfach überprüfbar, ob das Bild manipuliert ist. Verifizierung von Informationen bzw. wie mit Leserfotos umgegangen werden muss "ist ganz klar eine Aufgabe von redaktioneller Qualitätssicherung und nicht von einzelnen Journalisten", meinte Kraus.

"Wenn wir einen Anruf bekommen, gehen wir allen Hinweisen nach", sagte Anita Voraberger, Sprecherin der zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Natürlich sei man im Tierschutzverein überrascht gewesen. Dass sich das Känguru als Fake entpuppte, "damit können wir leben". Der Großteil der Anrufe bei der Wiener Tier-Helpline sei "nicht so lustig", oft handle es sich um Fälle von Tierquälerei bei denen "immer sofort eingeschritten wird". "Wenn einmal ein Spaß dabei ist, ist das echt in Ordnung", sagte Voraberger. (APA, 20.4.2016)