Bild nicht mehr verfügbar.

Bill Gates ist von den wirtschaftspolitischen Statements von Trump und Sanders nicht begeistert.

Foto: Reuters

Nachdem zuletzt Facebook-CEO Mark Zuckerberg indirekt zum laufenden Präsidentschaftswahlkampf in den USA geäußert hat, meldet sich nun auch ein anderer bekannter Name aus der Tech-Branche zu Wort. Der Microsoft-Gründer und langjährige Chef des Redmonder Konzerns übt in einem Interview mit der Financial Times Kritik an Donald Trump und Bernie Sanders.

Trump ließ nicht nur mit Plänen aufhorchen, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko hochzuziehen, sondern forderte zuletzt Importzölle von 45 Prozent zur Stärkung der einheimischen Wirtschaft. "Wer ist der große wirtschaftliche Gewinner?", fragt er rhetorisch in Bezug auf die Globalisierung und verweist auf die Software-Branche, den Flugzeugbau, die Pharma-Industrie und das Filmgeschäft. "Wir sind der große Profiteur der Globalisierung."

Microsoft nur dank Weltmarkt erfolgreich

Möglich sei das nur, weil Unternehmen wie Microsoft sich durch freien Handel global entfalten und einen sieben Milliarden Dollar schweren Markt bedienen könnten. Der amerikanische Markt alleine habe lediglich ein Volumen von 330 Millionen Dollar. Innovationen und die Stärke der US-Wirtschaft beruhen am weltweiten Handel.

"Ich wünsche mir eine Woche, in der wir den Handel abdrehen und ein paar Wochen in denen Boeing, Microsoft, Hollywood und die Pharmafirmen ihre Forschungsabteilungen zum Spaß verkleinern", so Gates weiter. Er gibt sich überzeugt, dass die Menschen dann schnell erkennen würden, dass dies "kein sehr guter Deal" sei.

Gegen Abschaffung von Freihandelsabkommen

Doch nicht nur Zölle, auch andere Protektionsmaßnahmen sind ihm ein Dorn im Auge. Die Forderungen des demokratischen Kandidaten Bernie Sanders, auf Firmen Druck auszuüben, Arbeitsplätze in Bereichen wie der Fertigung wieder aus dem Ausland in die USA zu verlagern und Freihandelsabkommen zu beenden, stört ihn ebenfalls.

"Internationalen Handel zu zerstören hat ernsthafte Folgen und irgendwer muss die Leute daran erinnern, warum er eine gute Sache ist", so Gates, der der Ansicht ist, dass die große Auswahl günstiger Güter zu niedrigen Preisen in den Geschäften vielleicht schon als zu selbstverständlich wahrgenommen werde. Allerdings müsse man auch mehr für die Globalisierungsverlierer im eigenen Land tun.

Trump weiter voran, Sanders holt auf

Bei den Wählern scheinen die Botschaften von Trump und Sanders indes anzukommen. Trump musste zwar in den letzten Wochen mehrere Niederlagen gegen seinen stärksten Verfolger, Ted Cruz, einstecken, hat aber – zum Ärger des Partei-Establishments – eine realistische Chancen, sich eine absolute Mehrheit der Delegiertenstimmen zu sichern, um einer Kampfabstimmung zu entgehen. Am Dienstag konnte er seinen Vorsprung mit einem klaren Sieg in New York wieder ausbauen.

Sanders wiederum konnte seinen Abstand zu Clinton ebenfalls verringern. Doch er musste sich in New York seiner Widersacherin geschlagen geben, was eine Nominierung des Senators von Vermont als Kandidat für die Wahl im November mittlerweile zu einem hauptsächlich theoretischen Szenario macht.

Gates sorgt sich derweilen auch um Europa und warnt vor "nach innen gewandter Politik". Sollten etwa die Briten im Juni für einen Austritt aus der Europäischen Union ("Brexit") votieren, sieht der Tech-Veteran, der sich heute hauptberuflich um die karitative "Bill & Melinda Gates"-Stiftung kümmert, unsichere Zeiten auf den Kontinent zukommen. (gpi, 20.04.2016)