Ein Verein rettete das Haus Sägerstraße 5 in Hohenems und machte daraus ein Museum.

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Weberei im Keller: gute Bedingungen für das Material, schlechte für die Menschen.

Foto: Jutta Berger

Hohenems – Das Haus Sägerstraße 5, erbaut 1602, gilt als das älteste erhaltene Haus in Hohenems. Lange war es ein unscheinbares altes Haus mit Eternitfassade, so unscheinbar, dass man es 2013 für die Straßenerweiterung schleifen wollte. Engagierte Bürgerinnen und Bürger verhinderten den Abbruch in letzter Minute.

Sie wussten um die historische Bedeutung des Hauses im früheren Dorfzentrum und um die Unwiederbringlichkeit für das Ensemble am Emsbach. Errichtet wurde es, als die Residenz der Hohenemser Grafen, wohlhabende Landsknechtführer mit guten verwandtschaftlichen Beziehungen zum Kirchenstaat und zum Mailander Kardinal Karl Borromäus, in voller Blüte stand.

Mit dem Abbruch würde ein weiteres Stück alter Bausubstanz und Dorfgeschichte verloren gehen, befürchteten die Bewohner des Ortsteils "In der Säge". Die Bürgerinnen und Bürger gründeten den Verein Alte-Zeiten-Museum, erarbeiteten ein Nutzungskonzept und übernahmen das Haus im Baurecht von der Stadt.

Renovierung durch Ehrenamtliche

Doch damit war es nicht getan. Für die Gruppe begannen intensive drei Jahre. Die Vereinsmitglieder renovierten das Haus in Freizeitarbeit, lösten die Originalsubstanz des Holzhauses in mühsamer Kleinarbeit aus den Verbauungsschichten der Jahrhunderte. Eternit, PVC, Resopal, Tapeten – Mulde für Mulde wurde gefüllt.

In bester Handarbeit wurde repariert, Ergänzungen machte man bewusst nicht auf alt. Neues sollte auch neu aussehen, sagt Vereinsobfrau Cornelia Peter. Als "geradezu unglaublich" bezeichnete Himi Burmeister, langjähriger Leiter des Künstlerhauses Villa Romana in Florenz, das Engagement des Vereinsteams. Der Künstler stand dem Verein in der Entstehungsphase als Mentor zur Seite.

Leben der einfachen Leute

Wie das Haus erzählt auch die kleine, feine Ausstellung Zeugnis vom Leben der einfachen Menschen. Eine historische Inventarliste gibt Auskunft über einen Haushalt im 17. Jahrhundert. Einkommensverhältnisse werden anschaulich dargestellt. Das handwerkliche Geschick der Vereinsleute zeigt sich auch an den Objekten. Kopfbedeckungen wurden nachgeschneidert, Vorratsgefäße, altes Werkzeug liebevoll repariert.

Für die übliche technische Ausstattung moderner Museen fehlen die finanziellen Mittel. Elektronische Gadgets gehen aber auch niemandem ab. Mindestens so lustig wie auf Touchscreens zu wischen ist für kleine Museumsgäste die Betrachtung des historischen Plans von Schloss und Gärten durch eine Lupe: "Komm Papa, hilf ma Tierle suchen", sagt ein kleines Mädchen

Not, Pest und Arbeit im Keller

Die Willkür der Herrschenden, Not und Elend durch Pest und Hexenverfolgung sind die weniger erfreulichen Themen der Ausstellung. Im düsteren Keller, einst Weberwerkstatt, kann man die rauen Arbeitsbedingungen früher Textilarbeiter und -arbeiterinnen erahnen.

Das Museum wird vom Trägerverein betrieben und erhalten. Für die Renovierungsarbeiten, die großteils von Freiwilligen gemacht wurden, erhielt der Verein 13.000 Euro an öffentlichen Mitteln, der Rest wurde durch Spenden aufgebracht. (Jutta Berger, 19.4.2016)