Frankreich muss entscheiden, wer der legitime König von Wallis ist. Vor zwei Monaten war Präsident Francois Hollande dort zu Gast.

Foto: AFP/STEPHANE DE SAKUTIN

Wallis und Futuna waren bis 1959 Teil der französischen Kolonie Neukaledonien. Seit 1959 ist es französisches Überseegebiet.

Wallis und Futuna – Auf dem Tisch von Marcel Renouf, dem Präfekten der französischen Überseegebiete Wallis und Futuna, liegen seit Sonntag zwei Königsbeschlüsse. Normalerweise ist die Eintragung des Königsnamens in das Amtsblatt eine Formsache. Diesmal muss er Position beziehen: Wer der beiden ist der rechtmäßige Monarch? Zwei der vier traditionellen Adelsfamilien von Wallis inthronisierten einen eigenen König.

Ein Beschluss kommt von der momentan regierenden Grande Chefferie, einer Gruppe von Ministern und Distriktchefs, die traditionell den König designiert: Tominiko Halagahu sei der Amtsträger. Der zweite König geht auf die Initiative zweier protestierender Adelsfamilien zurück, die sich gegen diese Entscheidung stemmen und als politische Erneuerer gelten: Der rechtmäßige Monarch sei Patalione Kanimoa, der ebenfalls einer der königlichen Familien entstammt.

Im Fernsehen Tatsachen geschaffen

Der aktuelle Streit begann schon Anfang des Monats, als die Gruppe um die offizielle Grande Chefferie im Fernsehen verkündete, dass Halagahu der neue König wird. Einige Adelsfamilien fühlten sich übergangen und besetzten daraufhin vergangene Woche stundenlang den Königspalast. Sie nominierten außerdem ihre eigene Grande Chefferie.

Verhandlungen zwischen den rivalisierenden Adelsfamilien schienen anfangs erfolgreich. Dem sozialen Frieden zuliebe hätten sich nun beide auf Halagahu geeinigt, der am Samstag mit der traditioneller Kava-Zeremonie im Königspalast inthronisiert werden solle. Das verkündete Pasilite Hensen, der Sprecher der offiziellen Grande Chefferie, zumindest am Freitag.

Doch von Einigung konnte keine Rede sein. Noch am gleichen Nachmittag wurde Halagahu im nördlichen Distrikt Hihifo, wo er bis dato die Funktion des Distriktchefs innehatte, unter Ausschluss der Öffentlichkeit zum König ernannt. Das geschah wieder hinter dem Rücken der protestierenden Familien.

Gegenangriff der Erneuerer

Die gegnerischen Adelsfamilien nahmen das nicht hin und installierten am Wochenende ihren eigenen König. Kanimao wurde am Sonntag im Palast in der Hauptstadt Mata-Utu zum König ernannt. Elisabeth Worliczek, Expertin für die Südpazifikregion der Universität für Bodenkultur Wien, betont, dass die Tatsache, dass er im Palast inthronisiert wurde, starken Symbolgehalt habe. Die Zeremonie selbst legitimiere ihn als rechtmäßigen König.

Der französische Präfekt Renouf kann zwar nicht darüber urteilen, ob der eine oder der andere der legitime König sei. Doch seine Entscheidung kann die eine oder andere Position stärken. Frankreich erkennt in Wallis und Futuna insgesamt drei Königreiche an, von denen eines Wallis (oder: Uvea) ist. In den vergangenen Jahren hat sich Frankreich wenig in die lokale Politik von Wallis und Futuna eingemischt. Aber vergangene Woche wurde Polizeiverstärkung aus Neukaledonien geschickt, als Vorsichtsmaßnahme im Falle weiterer Eskalationen.

"Der Wunsch nach Einigung ist auf beiden rivalisierenden Seiten groß", meint Worliczek. Naheliegend wäre es, wenn Frankreich dem Vorschlag der offiziellen Chefferie folgen würde. Nachdem die Proteste aber so heftig ausfielen, ist momentan alles offen.

Der Präfekt hatte am Freitag angekündigt, den Namen des Königs bereits ins nächste Amtsblatt einzutragen. Wann dieses erscheinen wird, ist aber noch nicht klar. (Anna Sawerthal, 19.4.2016)