Bitte keinen Riesenfernseher: Gottfried Neuner und Anja Pölzl.

Foto: Gerhard Kresser

Bregenz – Löhle weiß, was Frauen wünschen. Auf keinen Fall einen Riesenfernseher zum Geburtstag! Selbst wenn das Schwarz des Bildschirms ein besond‘res ist. Prickelnder ist das Schwarz des fremden Mannes, und ein solcher pumpert eines Nachts an Wohnungstüren: Bei Linda und Paul, und nebenan bei Mario und Barbara. Dort, dank der gerade Fehlbeschenkten, hat er Glück. Die frischgebackene Heimkino-Besitzerin schwingt sich auf zur Freundin der Flüchtenden und Kritikerin der Kolonialisten, hält flammende Reden und findet ihren Schützling, den man nie erblickt, in all seiner diffusen Tragik "süß". "Wir sind keine Barbara!", so die Devise des Nachbarpärchens, dem sowohl aktives als auch duldendes Engagement unangebracht erscheint. Bis auch Linda sich für den schnuckeligen "Bobo", der für die Männer "Klint" heißt, zu interessieren beginnt. Zuletzt gibt’s Tote.

Tonangebend sind die Rockträgerinnen: Anja Pölzl verkörpert die bulimische Berufene (und ihre auch wesensverwandte Schwester) so hundertprozentig wie Anú Anjuli Sifkovits die zickig-taffe Fitnesslady. Kann man als Beiwagerl brillieren? Gottfried Neuner und Jan Westphal schon, mit raffinierter Komik. Ein einziges Mal schlägt man schlapp ein ins xfach offerierte High Five.

Neben den süffigen Dialogen lebt Philipp Löhles Stück von einer Litanei für einen "möglichst großen" "Heimatchor". Ums Reichsein geht’s, um Angst und Alptraum eines kapitalen "WIR". Augustin Jagg verzichtet auf massige Vielstimmigkeit und bringt diesen minuziös durchformulierten Strang mit Musik (Herwig Hammerl) und Schriftprojektion voll zur Geltung:. "WIR sind kein Asiland" erscheint als Karaoke-Text zu munter-affirmativem Schlagersound und ungerührt blinkendem Rot-Blau-Gelb.

Das Bühnenbild von Vazul Matusz leuchtet ein: Die schicke schwarze Stehlampe gibt es einmal hinten links, einmal rechts, mittels weißen Schiebewänden und minimalem Verrüc ken zweier Sitzgelegenheiten switcht man vom einen Appartment ins andere.

Gutes Stück, sehr gute Produktion. (Petra Nachbaur, 15.4.2016)