Das 2009 fertiggestellte Kraftwerk Werfen ist das jüngste Salzach-Kraftwerk. Andere Projekte befinden sich in der Warteschleife.

Thomas Neuhold

Zwei Wasserkraftwerke sind derzeit geplant.

Thomas Neuhold

Salzburg – Billiges Öl, Gas und Strom würden Ökoprojekte aus jetziger Sicht unrentabel machen: Mit dieser Argumentation hat sich die Salzburg AG in der Vorwoche auch von einem geplanten Geothermieprojekt verabschiedet. 100 Millionen Euro hätten in ein Erdwärmeprojekt in Laufen in Bayern investiert werden sollen. Im Rupertiwinkel zwischen der Salzach und dem Waginger See sollte nach heißem Thermalwasser gebohrt werden. Dieses sollte als Fernwärme über Laufen und Oberndorf nach Salzburg transportiert und eingespeist werden. Das Projekt wurde nun endgültig versenkt. Die Argumentation des Vorstands der Salzburg AG: Das Projekt rentiere sich nicht.

Besonders bitter ist das Aus für die Grünen. Landesparteichefin Astrid Rössler, die auch im Aufsichtsrat der Salzburg AG sitzt, konnte sich nicht durchsetzen. Sie wollte eine Grundsatzdebatte über die Ausrichtung der Salzburg AG führen, blitzte damit aber bei den Aufsichtsratsmitglieder von ÖVP und SPÖ ab.

50 Prozent erneuerbare Energie geplant

Das Projekt war ein Kernpunkt des Energiemasterplans 2020. Salzburg will bis 2050 klimaneutral und energieautonom sein. Für die erste Etappe bis 2020 hat sich die Landesregierung vorgenommen, 30 Prozent weniger Treibhausgase als im Referenzjahr 2005 zu erreichen und den Anteil der erneuerbaren Energie am Gesamtenergieverbrauch von 46,2 auf 50 Prozent zu steigern. Wie soll dieser Masterplan aufgehen?

Auch mit den weiteren Ausbaumaßnahmen bei erneuerbarer Energie, die für den Masterplan vorgesehen waren, sieht es nicht rosig aus. Bei der Wasserkraft hätte die Kapazität durch die Salzach-Kraftwerke Gries und Stegenwald erhöht werden sollen. Doch auch die Errichtung von Wasserkraftwerken ist derzeit aufgrund des niedrigen Strompreises nicht rentabel. Für Gries gibt es zwar einen Baubescheid, die Baukosten mussten aufgrund der niedrigen Strompreise aber gesenkt werden.

Windkraft von Anrainern abgedreht

Für die Windkraft wurde ein Zonenplan vereinbart, der festlegen soll, wo Windkraft in Salzburg grundsätzlich möglich ist. Doch schon im Vorhinein weist man darauf hin, dass das nur einige wenige Standorte sein werden. Aufgrund von Salzburgs Topografie verständlich, doch das Problem ist ein anderes: Windkraftprojekte im Land werden regelmäßig von Anrainern abgedreht, zuletzt 2014 in der Lungauer Gemeinde Thomatal.

Das Erdwärmeprojekt in Laufen ist nun schon das zweite in kürzester Zeit, das versenkt wurde. Auch ein Geothermieprojekt zwischen Grödig und Anif (Flachgau) wurde abgesagt. Erneuerbare Energie hat in Salzburg offensichtlich ein Imageproblem. Bleibt die Solarenergie. Die Solarinitiative dürfte dem Vernehmen nach erfolgreich laufen. Doch das alleine steigert den Anteil der erneuerbaren Energie bis 2015 nicht wie im Masterplan gewünscht auf 50 Prozent.

Ehrgeizige Ziele schwer zu erreichen

Bei den CO2-Einsparungen liege Salzburg gegenüber der Zielvorgabe recht gut, heißt es aus dem Büro von Landeshauptmann-Stellvertreterin Rössler. Der Ausbau der erneuerbaren Energie werde aber schwer zu erreichen sein, wenn ständig Projekte gekippt werden. "Die Ziele sind ehrgeizig. Aber wir werden alles versuchen, in die Richtung zu kommen, denn zum Klimaschutz gibt es keine Alternative", betont Rösslers Sprecher.

Die Preise für Öl und Gas werden nicht immer auf ihrem tiefen Niveau bleiben. Projekte für erneuerbare Energie aufgrund des derzeitigen Preisniveaus zu versenken ist kurzsichtig. Will man die die Klima- und Energiestrategie des Landes zumindest annähernd erreichen, müssen endlich geplante Projekte umgesetzt werden. Das kostet nicht nur Geld, sondern braucht auch Überzeugungsarbeit in der Bevölkerung. (Stefanie Ruep, 15.4.2016)