Soll die Insolvenz seiner Drogeriekette vorsätzlich herbeigeführt haben: Anton Schlecker.

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Anton Schlecker hat keinen guten Ruf als Firmenchef. Er war mal ein ganz großer Drogist. 2008, auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Unternehmer, besaß er europaweit 15.000 Filialen mit 50.000 Mitarbeitern in 17 Ländern. Jetzt wirft ihm die Staatsanwaltschaft Stuttgart vor, bei der Insolvenz vor vier Jahren gezielt Vermögenswerte beiseitegeschafft zu haben.

Noch 2011 galt er als einer der reichsten Deutschen. Sein Vermögen wurde auf knapp zwei Milliarden Euro geschätzt – Platz 56 unter den 500 reichsten Deutschen. Während Schleckerland schon abgebrannt gewesen sein dürfte, so der neue Vorwurf, beschenkte der Chef im Jahr vor der Pleite aber noch seine Enkel mit 800.000 Euro, hat das Manager Magazin akribisch recherchiert. Auch Ehefrau Christa, heute 67, soll vor der Insolvenz reich beschenkt worden sein.

Charakteristisch für den schwäbischen Unternehmer war seine Sparsamkeit. Selbst bei der Entführung seiner beiden Kinder Lars und Meike 1987, damals 16 und 14 Jahre alt, schaute er aufs Gerschtl. Die Geiselnehmer forderten Lösegeld, und zwar 18 Millionen DM, heute 9,2 Millionen Euro. Schlecker druckste herum, verhandelte und konnte den Preis auf 9,6 Millionen DM herunterlizitieren. Dies war angeblich die Summe, um die er für solche Fälle versichert war.

Heiligabend wurde das Lösegeld übergeben. Zeitgleich konnten sich die Kinder befreien und flüchteten. Schlecker setzte eine Belohnung zur Aufklärung des Falles aus – nicht ohne sich zu vergewissern, ob diese steuerlich abgesetzt werden kann.

Schlecker trat gerne mit bunten Versace-Hemden auf. Er hatte einen Faible für teure Sportwagen, die bei der Masseverwertung unter Wert verkauft werden mussten. Sparsam war er bei den Geschäften. Bis in die 90er-Jahre hatten viele Filialen kein Telefon: Schließlich sollte dort verkauft, nicht telefoniert werden. Schlecker habe als Einzelunternehmer geherrscht wie ein "Tyrann mit frühkapitalistischen Allüren", hieß es.

Leben und Charakter waren Sat.1 im Jahr 2014 eine Fernsehproduktion wert, in der der hochgewachsene Sky du Mont den Firmenchef gab.

Heute lebt der 71-jährige Schlecker mit seiner Ehefrau zurückgezogen im luxuriöses Anwesen in Ehingen bei Ulm. Schleckers hatten im deutschen Insolvenzverfahren 10,1 Millionen Euro an die Gläubiger gezahlt – und durften im Gegenzug die schlossartige Villa behalten. (Johanna Ruzicka, 15.4.2016)