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Runterschalten und keine Panik: Der kleine Ameisenigel verfügt über ein Überlebensrezept, das vielleicht auch unsere fernen Urahnen einst vor dem Untergang bewahrt hat.

Foto: REUTERS/Tim Wimborne

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Insgesamt vier Arten von Ameisenigeln gibt es. Die drei Spezies, die nur auf Neuguinea vorkommen, sind vom Aussterben bedroht. Der in ganz Australien verbreitete Kurzschnabeligel (hier im Bild) gedeiht hingegen prächtig.

Foto: APA/EPA/AXEL DOBBERTI/ZOO ROSTOCK

Perth/Wien – Ameisenigel sind neben dem bekannteren Schnabeltier die einzigen Säugetiere der Welt, die Eier legen. In ihrer australischen Heimat haben sie die verschiedensten Lebensräume erobert – auch solche, die regelmäßig von Buschbränden verheert werden. In solchen Regionen brennt es so oft, dass manche Pflanzenarten für ihren Fortpflanzungszyklus sogar auf Feuer angewiesen sind.

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Mit unserem Igel haben Ameisenigel nichts zu tun, ihre Stacheln sind nur ein Beispiel für konvergente Evolution. Ihr einziger naher Verwandter ist das Schnabeltier.
Foto: REUTERS/Daniel Munoz

Forscher dreier australischer Universitäten waren mit dabei, als im Naturschutzgebiet von Dryandra Woodland nahe Perth von der Parkverwaltung absichtlich Feuer gelegt wurde, um die Vegetation aufzufrischen. Das Team um Julia Nowack interessierte, wie die behäbigen Ameisenigel mit dem Buschbrand fertig werden: Ziemlich gut, wie die Forscher im Journal "Proceedings B" der Royal Society berichten. Von der dortigen Population kam nur ein einziges Exemplar ums Leben.

Nur die Ruhe

Die Flammen selbst dürften die 30 bis 50 Zentimeter langen Tiere in feuerfesten ausgehöhlten Baumstämmen überstanden haben, das ließ sich allerdings nicht eindeutig belegen. Viel wichtiger war den Forschern aber ohnehin die Frage, wie es den Tieren in den Tagen und Wochen nach dem Brand geht. Dann fällt es für einige Zeit vor Rauch und Asche schwer zu atmen. Und anschließend herrscht eine Zeit der Not, weil die Pflanzen noch nicht nachgewachsen sind und mit ihnen die Insekten und Würmer fehlen, von denen sich Ameisenigel ernähren.

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Ameisenigel leben nur in Australien und Neuguinea.
Foto: REUTERS/David Gray

Man könnte vermuten, dass die Ameisenigel nun hektisch nach Restnahrung suchend durch ihr Revier krabbeln und nur die agilsten Exemplare überleben. Doch stattdessen verfallen die Tiere in den sogenannten Torpor, einen dem Winterschlaf ähnlichen Zustand verringerter Stoffwechselrate, in dem weniger Nahrung und Wasser benötigt werden. Die Tiere sitzen die Zeit der Ressourcenknappheit also einfach aus.

Die Forscher konnten die Aktivitätsmuster der Tiere leicht mitverfolgen, da viele Ameisenigel in dem Schutzgebiet bereits mit Trackern versehen waren. Offenbar können die Tiere mehrere Tage am Stück im Torpor verbringen, ehe sie kurzfristig aktiv werden – und anschließend wieder in den Torpor zurückkehren, wenn die Bedingungen noch ungünstig sind.

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Auch Ameisenigelmütter haben einen Beutel. Dort wachsen die aus einem Ei geschlüpften Jungen so lange heran, bis Mama ihre Stacheln zu lang werden.
Foto: APA/EPA/PERTH ZOO

Weitgreifende Schlussfolgerungen

Torpor kennt man bereits von Mäusen, Fledermäusen und Beuteltieren. Nun ist belegt, dass auch die urtümlichen Ameisenigel, die nahe an der Wurzel des Säugetierstammbaums stehen, dazu in der Lage sind. Damit ist die Fähigkeit bei allen drei Säugetiergruppen nachgewiesen: bei Plazentatieren, Beuteltieren und in Form des Ameisenigels auch bei den Kloakentieren.

Dies lässt die Forscher in eine interessante Richtung spekulieren: Wenn Torpor ein so weit verbreitetes Phänomen ist, könnte es sich um eine Eigenschaft handeln, über die einst alle Säugetiere verfügten. Und möglicherweise hat diese Fähigkeit den Säugern inklusive unserer Urahnen sogar dabei geholfen, die globale Katastrophe vor 66 Millionen Jahren zu überstehen, die die Dinosaurier auslöschte. Alle Dinosaurier mit Ausnahme der Vögel – unter denen diese Fähigkeit ebenfalls weit verbreitet ist. (jdo, 15.4.2016)