Bankengipfel, Asylgipfel, Türkeigipfel – Europa hetzt von Gipfelevent zu Gipfelevent. Wolfgang Machreich hat immer irgendwie damit zu tun. Der aus dem Oberpinzgau stammende Journalist ist seit 2010 Pressesprecher der Vizepräsidentin des Europaparlamentes Ulrike Lunacek. Und Machreich ist auch Bergsteiger. Beides – der Politjob und die Liebe zu den Bergen – hat der ehemalige Außenressortchef der Wochenzeitung Die Furche im vorliegenden Band unter einen Helm gebracht.

Wolfgang Machreich hat sich aufgemacht, um in allen 28 EU-Mitgliedsstaaten auf den jeweils höchsten Gipfel zu wandern, steigen oder klettern. Seine Erfahrungen zwischen dem Mollehoj (170,86 m) in Dänemark und dem italienisch-französischen Monte Bianco / Mont Blanc (4810 m) hat er jetzt in einem eigenen Tourenbuch zusammengefasst.

Herausgekommen sind 28 Geschichten, die Europa ganz anders zeigen, als es die Nachrichtenwelt tagtäglich tut. Es sind Geschichten, die sich im doppelten Sinn des Wortes weit über die Niederungen der Tagespolitik erheben. Manchmal humorvoll, wie die Furcht vor den Bären im slowenischen Triglav-Gebiet, manchmal aber auch ernst wie die aus militärischen Gründen verhängte Sperre des höchsten Gipfels Zyperns, des 1952 Meter hohen Olympos.

Ganz nebenbei lernt man bei Machreichs Touren auch immer etwas von der Geografie des gemeinsamen Kontinents kennen. Denn wer weiß schon, dass die höchsten Berge Spaniens und Portugals – der Teide und der Pico – weit draußen im Atlantik – auf den Kanaren beziehungsweise den Azoren – liegen?

Allfällige Nachahmer seien übrigens vorgewarnt: Wer alle 28 EU-Gipfel besteigen will, sollte ein ausgewiesener Alpinist wie Machreich sein. Denn der Mont Blanc, aber auch der Großglockner oder der Gerlach in der Slowakei sind alpinistisch schon ernste Angelegenheiten. (Thomas Neuhold, 14.4.2016)