Eine massereiche, felsige Welt, die ihren Stern eng umkreist, kann sich nicht lange an ihrer Atmosphäre erfreuen.

Illu.: Dana Berry

Aarhus – Seit in den 1990er Jahren die ersten Exoplaneten entdeckt wurden, ist klar: Was unser Sonnensystem an Planetenarten anzubieten hat, ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem kosmischen Sortiment. Mittlerweile kennen Astronomen ein ganzes Panorama an unterschiedlichen exotischen Welten, die sich von Mars, Jupiter oder Neptun erheblich unterscheiden. Nun haben dänische Astronomen um Mia Lundkvist von der Aarhus University dem Planetenzoo eine weitere bisher unbekannte Spezies hinzugefügt: "Hot Super Earths", also heiße Super-Erden, mögen zwar für Leben gänzlich ungeeignet sein, dafür punkten sie mit einer turbulenten Vergangenheit.

Große Exoplaneten mit mehrfachen Erdmassen verfügen aufgrund ihrer höheren Gravitation normalerweise über dichte Atmosphären. Umkreisen sie ihr Muttergestirn aber in engen Bahnen, dürften ihre Gashüllen nicht von Dauer sein: Das anhaltende Bombardement mit hochenergetischer Strahlung vom nahen Stern sorgt über kurz oder lang dafür, dass die Atmosphäre ins All fortgeblasen wird – so lauteten zumindest die Modelle. Lundkvist und ihre Kollegen konnten dieses Phänomen nun anhand von Daten der Nasa-Sonde Kepler bestätigen.

In der Strahlensturzflut geformt

Das Team nahm 102 Planetensysteme genauer unter die Lupe und analysierte deren Zentralgestirne mit Methoden der Asteroseismologie. Sind die Daten genau genug, dann lassen die minimalen Schwankungen in der Helligkeit der Sterne weitreichende Schlüsse über die "Lebensbedingungen" ihrer Exoplaneten zu. Dabei fiel den Forschern auf, dass Welten von gewisser Mindestgröße in unmittelbarerer Nähe zum Stern von der Strahlungs-Sturzflut grundlegend verändert wurden.

Die Astrophysiker sehen das im Fachjournal "Nature Communications" als Beweis dafür, dass Photoevaporation eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Exoplaneten spielt. "Für diese Planeten ist es, als würden sie dauernd mit einem Föhn auf höchster Stufe angeblasen", erklärt Koauthor Guy Davies von der University of Birmingham. "Wir gehen davon aus, dass diese Exoplaneten am Beginn ihres Daseins wesentlich größer waren als heute, und auch ganz anders ausgesehen haben."(red, 16.4.2016)