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Caroline Pilhatsch ist in der allgemeinen Klasse angekommen. Im Mai nimmt sie an der EM in London teil, im August will sie in Rio ins Becken springen.

Foto: EPA/VASSIL DONEV

Graz – Das nennt man eine Sportlerdynastie. Arnulf Pilhatsch, später erfolgreicher Rallyefahrer, war als Hochspringer bei den Olympischen Spielen 1948 in London. Sein Sohn Alexander kraulte 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul. Und heuer in Rio de Janeiro könnte und sollte Alexanders Tochter Caroline dabei sein. Ebenfalls im Schwimmbecken. Die Grazerin blieb bei der Atus-Graz-Trophy am Samstag mit einer tollen Rekordzeit (1:01,29) über 100 m Rücken um sieben Zehntelsekunden unter der sogenannten "selection time" des Weltverbands (Fina). Soll heißen, sie kann noch nicht ganz fix für Rio buchen, es ist aber davon auszugehen, dass sie im Juni von der Fina zugelassen wird, die laut IOC-Richtlinie insgesamt 900 Aktive in Rio an den Start bringen darf.

Caroline (17), genannt "Caro", hat auch eine sportliche Mutter, Birgit Haase-Pilhatsch gehörte als Gymnastin jener Gruppe an, die bei der Wiener EM 1984 mit Rang fünf für Furore sorgte. Und Caroline hat drei Schwestern und zwei Brüder, auch keine Stubenhocker. "Das hat sich in der frühen Jugend einfach so ergeben", sagt Papa Alexander. Die Mädchen gingen zum Gymnastiktraining, die Buben sprangen ins Becken, man konnte fast von Tradition reden.

Apfel und Stamm

Nur Caro schlug bald aus der Reihe. Sie war größer, athletischer als andere Gymnastinnen, der Vater fragte sie, ob sie es nicht lieber mit Schwimmen probieren wolle. "Aber Papa, ich bin ja ein Mädchen", sagte sie zwar, probierte es aber doch. Mittlerweile lässt sich sagen, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fiel. Ein gewisser Ehrgeiz ist klarerweise vorhanden. Ein einziges Mal hat Caro ein Frühtraining verschlafen. Der Vater erinnert sich, dass sie daraufhin "den ganzen Tag wirklich schlecht gelaunt war".

Die Rückenschwimmerin hat sich stetig und ordentlich entwickelt, bei den European Games 2015 in Baku holte sie Jugend-EM-Gold und -Silber. Die Erfolge der Gymnasiastin (7. Klasse) sind auch ein Verdienst ihres Trainers Dirk Lange, der seit 2012 beim steirischen Verband angestellt ist. Lange war zuvor deutscher und südafrikanischer Bundestrainer, seine Schützlinge holten mehr als hundert Medaillen bei Großevents. Nach wie vor coacht der 53-Jährige über sein "DL Project" diverse internationale Spitzenleute, die manchmal auch zum Training nach Graz kommen. "Dirk gibt Caroline viel Sicherheit", sagt Alexander Pilhatsch über Lange. Lange sagt über Caroline: "Ein herausragendes Talent. Ihre Spiele werden 2020 in Tokio kommen." Eine Teilnahme in Rio wäre also auch in Hinblick auf Tokio eine wichtige Erfahrung.

Bei der EM im Mai in London will sich Pilhatsch weiter verbessern und so ihre Chancen auf Rio mehren. Thomas Unger, Generalsekretär des Verbands (OSV), rechnet insgesamt mit vier oder fünf Schwimmerinnen sowie zwei oder drei Schwimmern bei Olympia, dazu kommen noch Wasserspringer Constantin Blaha und die synchronschwimmenden Alexandri-Schwestern. "Das Team wird sich sehen lassen können", sagt Unger. Natürlich hofft Alexander Pilhatsch, dass seine Tochter nominiert wird. Von Resultaten spricht er nicht. "Ich wünsche ihr, dass sie glücklich bleibt." (Fritz Neumann, 13.4.2016)