Haben Kometen das Leben auf die Erde gebracht? Experimente in einem französischen Labor geben den alten Spekulationen neue Nahrung.

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Nizza/Wien – Die Theorie der Panspermie ist schon ziemlich alt. Bereits der griechische Philosoph Anaxagoras schrieb von "Samen des Lebens", auf die letztlich alle Organismen zurückgehen würden. Anfang des 20. Jahrhunderts gewann die Hypothese dann bald einige prominente Anhänger: Svante Arrhenius, schwedischer Nobelpreisträger für Chemie, formulierte erste theoretische Beschreibungen, wie Leben auf die Erde gelangt sein könnte.

Nach wie vor vermuten Forscher, dass organische Moleküle aus Meteoriten oder Kometen die Entstehung des Lebens auf der Erde begünstigt oder gar erst ermöglicht haben könnten. Hinweise darauf sind unter anderem der Nachweis von DNA-Basen in Meteoritenproben, von Alkohol und anderen organischen Verbindungen im Kometen Lovejoy, aber auch das Faktum, dass DNA einen Aufenthalt im Weltraum überstehen kann.

Nun haben Chemiker um Cornelia Meinert (Uni Nizza) einen weiteren Baustein des Lebens im Kometeneis nachgewiesen. Diese neue Evidenz stammt allerdings nicht aus dem All, sondern wurde im Labor erzeugt und dann weltraumähnlichen Bedingungen ausgesetzt, wie die Forscher im Fachblatt "Science" berichten.

Wie im jungen Sonnensystem

Für ihre Experimente stellten sie eine Mischung aus Staubkörnchen, Wassereis, Methanol und Ammoniak her, deponierten diese in einer Vakuumkammer bei minus 200 Grad Celsius und bestrahlten die Mixtur zusätzlich mit UV-Licht. Damit wollten die Forscher die Bedingungen im noch jungen Sonnensystem simulieren – und herausfinden, ob sich dabei chemisch etwas tut.

Das wiederaufgetaute Resultat übertraf alle Erwartungen: In ihrer "Ursuppe" entdeckten die Wissenschafter jede Menge neu entstandener organischer Verbindungen, darunter auch diverse Zuckervarianten, unter anderem auch sogenannte Ribose. Das Sensationelle daran: Ribose ist ein Baustein des DNA-Gerüsts.

Laut den Forschern sei damit erstmals der Nachweis gelungen, dass Ribose von allein in Kometen entstanden sein kann. In den Worten der Chemiker: "Das ist ein zentrales Ergebnis für die präbiotische Chemie, weil es belegt, dass selbst bei einfachen molekularen Ausgangssubstanzen eine autokatalytische Reaktion abläuft." (red,12.4.2016)