3,3 Millionen engagieren sich derzeit laut Sozialministerium regelmäßig und unentgeltlich für andere (optimistische Schätzungen liegen bei vier Millionen), rund zwei Millionen davon in Vereinen und Organisationen.

Foto: Caritas Wien

73 Prozent sagen in Umfragen, sie würden sich gerne engagieren, wissen aber nicht wie. Um ihnen die nötigen Informationen zu liefern, veranstaltet der Verein Freiwilligenmesse an der Wirtschaftsuniversität Wien die Messe #Youngvolunteers zum Thema ehrenamtliches Engagement.

Im Rahmen solcher Veranstaltungen habe man seit 2012 rund 4000 neue Freiwillige gewinnen können, sagte Michael Walk, Geschäftsführer des Vereins, bei einer Pressekonferenz am Montag am Learning Center der WU. Diese würden eine bis 1,5 Millionen Freiwilligenstunden leisten – was zirka 10 bis 15 Millionen Euro Geldwert entspräche, würde man die Freiwilligen mit etwa zehn Euro pro Stunde entlohnen.

Freiwilligenarbeit kostet

Dazu, betont Walk, brauche es aber auch die notwendigen Rahmenbedingungen, die notwendigen finanziellen Mittel. "Freiwilligenarbeit ist nicht umsonst, aber auch nicht gratis", sagt er. Beispielsweise müssten Freiwilligenbetreuer geschult werden, denn "auch ehrenamtlich Tätige wollen geführt werden". Eine solche Bildungsinitiative starte der Verein Freiwilligenmesse mit dem Seminarprogramm F-Drei.

Sozialminister Alois Stöger nennt das hohe freiwillige Engagement – rund drei Millionen betätigen sich in Österreich ehrenamtlich – ein "Alleinstellungsmerkmal Österreichs in der Welt". Insbesondere Junge seien ehrenamtlich aktiv, nämlich 43 Prozent der 15- bis 29-Jährigen. Das zeige, dass es eine starke Zivilgesellschaft gibt, dass Österreich auch "ein anderes Gesicht hat", jenseits der Hasspostings im Netz, so Stöger.

Auch auf individueller Ebene, nämlich für die Jungen selbst, sei das Engagement äußerst zuträglich. Es würde ihnen nicht nur Spaß bereiten, sagt Stöger, sondern mache sie außerdem weltoffener. "Sie fühlen sich auch eingebunden und sammeln praktische Erfahrung."

Gut für künftige Persönlichkeit

Auch Eva More-Hollerweger, die am NPO & SE Komepetenzzentrum der WU zum Thema Non-Profit und Freiwilligenarbeit forscht, betont ebenfalls den Aspekt Kompetenzerwerb. Engagierte würden sich nicht nur im Umgang mit Menschen üben, sondern auch ihre Belastbarkeit und ihr Organisationstalent verbessern – alles Fähigkeiten, die gerade auch für künftige Führungskräfte von entscheidender Bedeutung seien, sagt Edith Littich, Vizerektorin für Lehre an der WU Wien.

Ihre Uni verstehe Freiwilligenarbeit deshalb "als eine Kernaufgabe". Um zu unterstützen, dass Studierende sich engagieren gibt es mehrere Initiativen: Seit 2010 etwa "Lernen macht Schule" in Zusammenarbeit mit Rewe und der Caritas. 700 Studierende würden sich bereits als "Lernbuddies" für insgesamt 1000 Flüchtlinge einsetzen. Dafür können sie sich zwei ECTS-Punkte für ihr Studium anrechnen lassen. Seit diesem Semester gibt es außerdem das Projekt Musikbuddies, hier proben Studierende gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen.

An Unis und Schulen

Walk hofft, dass sich andere Unis ein Vorbild nehmen und ähnliche Projekte starten werden. Zudem will er das Thema Freiwilligenarbeit "noch stärker an Schulen bringen". Schließlich appelliert er, neben dem wichtigen Bereich Flüchtlingsbetreuung auch nicht auf andere Bereiche zu vergessen. (lib, 11.4.2016)