Käthe Sasso ist heute 90 Jahre alt und hat sich als 15-Jährige entschlossen in den Widerstand zu gehen. Ihre Widerstandsgeschichte wurde im Film "Erschlagt mich, ich verrate nichts" dokumentiert.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien – Die Widerstandskämpferin und Zeitzeugin Käthe Sasso hat am Freitagnachmittag den Berufstitel Professorin erhalten. Im Beisein von Familienmitgliedern, WeggefährtInnen und dem Holocaust-Überlebenden Marko Feingold überreichte Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) die Urkunde im Congresszentrum der Hofburg. Sasso appellierte dabei an die Gäste, sich gegen Unrecht einzusetzen.

Die "großen Töchter" finden sich zu Recht im aktuellen Text der österreichischen Bundeshymne, meinte Faymann mit Blick auf Sassos jahrzehntelanges Engagement. Menschen wie Sasso und andere ZeitzeugInnen seien mit ihrem Leben für das Wiedererstehen "unserer Heimat Österreich" eingetreten: "Denn die Heimat braucht nicht schlagende Burschenschafter, sie braucht Menschen, die für den Rechtsstaat gekämpft haben und kämpfen, die gegen Unrecht und den Abbau von Menschenrechten ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, die solidarisch mit den Schwachen und Verfolgten waren und sind und die nach 1945 gegen totalitäre NS-verharmlosende Bewegungen eingetreten sind. Das ist unser Heimatbegriff und nicht der mit dem andere hausieren gehen, der von Ausgrenzung und Hass lebt."

Bereits als 15-Jährige im Widerstand

Sasso empfand es als große Ehre, in ihrer Geburtsstadt ihren Geburtstag zu feiern und die hohe Auszeichnung entgegenzunehmen. Katharina Sasso, geboren 1926 in Wien, war bereits als 15-Jährige im österreichischen Widerstand tätig. Sie wurde 1942 von der Gestapo inhaftiert und 1944 ins Konzentrationslager Ravensbrück überstellt. Im April 1945 gelang ihr im Zuge der Evakuierung die Flucht. Seit 1945 setzt sich Sasso als Zeitzeugin gegen das Vergessen der Verbrechen des Nationalsozialismus ein, hält Vorträge an Schulen und Universitäten. Ihre Erlebnisse schildert sie auch in der Dokumentation "Erschlagt mich, ich verrate nichts!".

Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass der Begräbnisstätte der hingerichteten WiderstandskämpferInnen am Wiener Zentralfriedhof, "Gruppe 40", eine würdige Pflege zuteil wird und eine Gedenkstätte auf diesem Areal errichtet wurde. Ebenfalls auf ihr Betreiben hin wurde im April 2015 zur Erinnerung an die Opfer der NS-Justiz beim Wiener Straflandesgericht ein Mahnmal errichtet. Katharina Sasso wurde bereits mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet. Ihre Widerstandsgeschichte wurde 2013 im Film "Erschlagt mich, ich verrate nichts" dokumentiert.

Gefeiert wurde am Freitag nicht nur die Auszeichnung, sondern auch Sassos 90. Geburtstag, den sie im März beging. (APA, red, 11.4.2016)