Simone Buchholz, "Blaue Nacht." € 15,50 / 235 Seiten. Suhrkamp, Berlin 2016

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Staatsanwältin Riley hat buchstäblich übers Ziel geschossen und wurde daraufhin in einer Art Abstellkammer geparkt, wo sie kein Unheil anrichten kann. Ihr neuer Job: Opferschutzbeauftragte. Derzeit hat sie nur einen Klienten, einen Österreicher, der in St. Pauli zusammengeschlagen und eines Fingers beraubt wurde. Der zugegipste Ösi schweigt eisern über die Täter.

Auch das restliche Personal in Blaue Nacht von Simone Buchholz ist neben der Spur. Ein in Ehren ergrauter Polizist kann sich immer noch nicht damit abfinden, dass ein Verbrecher mit Drogengeschäften in die feine Gesellschaft Hamburgs aufgestiegen ist. Ein anderer Kollege schlägt sich mit Liebeskummer herum, und die Spur des Verbrechens führt bis nach Leipzig. Bloß gut, dass die Staatsanwältin diverse Kneipen als erweitertes Wohnzimmer betrachten kann.

Buchholz charakterisiert ihre Figuren im Telegrammstil und macht aus einem originellen Plot einen runden Krimi mit explosivem Schluss. Feine Unterhaltung mit Protagonisten, denen man gerne wieder begegnen würde. (Ingeborg Sperl, Album, 11.4.2016)