Unternehmensgründungen liegen im Trend, auch an Fachhochschulen. Vier Start-ups im Porträt.

Seine Idee für seine "Symbolsocks" hatte Helmut Ablinger während eines Beziehungstreites: "Ich wohnte mit meiner Ex-Freundin zusammen und wir hatten nur schwarze Socken. Einmal pro Woche gab es einen riesigen Streit darüber, wer sie nach dem Waschen sortieren muss", erzählt der Absolvent der Fachhochschule Krems. Da habe er sich gedacht: Warum nicht kleine farbige Symbole in die Sohle einnähen? Bunte Rechtecke, Sterne, Kreise oder Herzchen?

Mittlerweile wurde aus der Idee ein Start-up, in seinem Onlineshop offeriert Ablinger vier Sockentypen: klassische Freizeitsocken mit unterschiedlicher Risthöhe, dicke Socken, dünne Socken und personalisierte Socken. "Kunden können sich zum Beispiel Initialen wünschen."

Die Idee für die Verpackung stammt übrigens von seiner Oma. "Sie war auch meine erste Kundin." Seine anderen Kunden bezieht Ablinger ebenfalls in die Produktgestaltung mit ein: Über Facebook nimmt er Vorschläge für neue Symbole entgegen. 70 Prozent seiner Kunden seien Frauen, "oft Mütter". Auch Single-Männer zeigten großes Interesse, sagt der gebürtige Oberösterreicher. Immer öfter bestellten Firmen Socken mit Logo, die sie an Kunden verschenken.

Mit dem Unternehmen geht es also bergauf, die Beziehung konnte Ablinger trotzdem nicht retten. "Die Socken waren aber nicht der Grund." Seine Ex-Freundin sei außerdem "großer Fan der Symbolsocks".

Foto: Symbolsocks

An den Ufern der Seine in Paris, auf der Mopedtour durch Laos oder beim Weinverkosten in Italien: In diesen oder anderen Situationen, an diesen oder anderen Orten der Erde sollen Reisende zusammenfinden. Das ist das Ziel von "citybirds".

In einem Seminar an der Fachhochschule St. Pölten entwickelten Katrin Detter, Bettina Maria Ecker, Elisabeth Laa und Marie Strauß die Idee für die Reise-App. "citybirds soll weltoffenen Reisenden und Einheimischen eine gemeinsame Plattform bieten, um sich schnell und unkompliziert zu vernetzen", sagt Detter. Mittels GPS können Nutzer und Nutzerinnen Registrierte in der Nähe aufspüren. Also ein Tinder für Reisende? "Nein, bei uns stehen nicht das Profilfoto, sondern die gemeinsamen Interessen im Vordergrund", sagt Detter. "In ihrem Profil können die Userinnen und User zum Beispiel angeben, was sie auf Reisen erleben wollen, oder welche Länder sie überhaupt noch planen zu bereisen." Momentan sind die jungen Frauen zwischen 22 und 24 dabei, die App weiterzuentwickeln. Für Programmierung und Design ist der Entwickler Iosif Miclaus verantwortlich.

Ziel der Absolventinnen des Bachelorstudiengangs Medienmanagement ist, dass die Applikation im Sommer oder Herbst online geht.

Foto: citybirds

Alles begann mit der Unzufriedenheit über traditionelle Lederbrieftaschen. "Sie werden nach kurzer Zeit kaputt", sagt Dominik Pototschnig (21). Gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Stephan Wölcher (21) hatte der Student an der Fachhochschule Kärnten die Idee für eine Brieftasche aus Holz. "Zuerst haben wir sie nur für uns gebaut. Aber mehr und mehr Leute wollten auch eine", so der gebürtige Kärntner.

Also baute das Duo an den ersten Prototypen, feilte am Design der Brieftaschen aus Kirsche, Nuss und Eiche. Seit Oktober des Vorjahres vertreiben sie sie im Onlineshop und in kleinen Boutiquen. Sie bieten ein Fach für Geldscheine und eines für Karten. Das Produkt käme vor allem bei betuchteren Kunden gut an, sie schätzten die Originalität. Pototschnig: "Eine Kassiererin habe einmal zu einer Kundin gesagt: So eine Brieftasche habe ich noch nie gesehen – und ich habe schon viele gesehen."

Im Studium Wirtschaftsingenieurwesen würden ihnen die nötigen Grundlagen für das Unternehmertum vermittelt, "etwa in den Fächern Produktionstechnik, Unternehmensrechnung und Marketing", sagt Pototschnig. Das Duo will wachsen, Teile der Produktion auslagern. "Wir haben bereits Anfragen aus dem Ausland über Stückzahlen, die wir selbst gar nicht produzieren können." Der Name soll Programm sein: "'Wogen' ist altdeutsch für Bewegung: Wir wollen innovativ sein. 'Fels' steht für gleichzeitige Beständigkeit."

Foto: Marion Lobitzer

Musikveranstaltungen, Sportevents, aber auch kulturelle Veranstaltungen wie Kinobesuche und Theateraufführungen sollen Menschen mit Behinderungen unkompliziert zugänglich sein. Um das möglich zu machen, gründeten Martina Gollner, Absolventin der Fachhochschule Campus Wien, und Christina Riedler, Uni-Wien-Absolventin, das Start-up "Accessibility All Areas". Damit bieten sie Beratung für Veranstalter bei der Planung und Durchführung von Events. Die Arena Wien nimmt ihr Service derzeit in Pilotprojekten in Anspruch.

Künftig will das Duo nicht nur Veranstaltern, sondern auch deren Kunden, also Menschen mit Behinderung, zur Seite stehen. "An einem Onlineportal, über das sie sich an uns wenden können, arbeiten wir." Bei der Beratung setzen die Frauen, die sich aus der Schulzeit kennen, auf ihr Fachwissen: Riedler ist seit 15 Jahren Begleitperson, Gollner studierte Soziale Arbeit und ist selbst hochgradig sehbehindert.

Dass es sehr wohl möglich ist, behinderte Menschen an Großveranstaltungen teilhaben zu lassen, sei ihnen bei einem Iron-Maiden-Konzert in England bewusst geworden. "Dort waren nicht nur Teilnehmende mit Rollstuhl, sondern mit den verschiedensten Behinderungen auf den Plattformen. Einer sah sogar von einer Krankenliege aus dem Konzert zu."

Das Projekt als For-Profit anzulegen, bezeichnen die Frauen als bewusste Entscheidung. Riedler: "Behinderte Menschen sollen nicht länger Bittsteller sein, sondern als Kunden betrachtet werden, wie alle anderen auch."

Foto: Accessibility All Areas