In Salzburg haben immer mehr Menschen kein Dach über dem Kopf. Es brauche leistbaren Wohnraum und Beihilfen die den realen Kosten entsprechen, sagt das Forum Wohnungslosenhilfe.

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Salzburg – 1643 Menschen haben in der Stadt Salzburg kein Dach über dem Kopf. 454 von ihnen sind Kinder und Jugendliche. Erneut ist die Zahl der Wohnungslosen in der Mozartstadt gestiegen. Das zeigt die Erhebung des Forums Wohnungslosenhilfe. Der Anteil der Erwachsenen ohne feste Bleibe ist im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent gestiegen, der Anteil der Kinder gar um 21 Prozent.

Das sei nur die Spitze des Eisbergs, sagt Gudrun Hagen vom Frauentreffpunkt Salzburg. Besonders Frauen würden vielfach in einer versteckten Wohnungslosigkeit leben und sich keine Hilfe bei Sozialeinrichtungen holen. So würden sie auch nicht von der Erhebung erfasst werden, die Dunkelziffer sei hoch. Viele Frauen kommen meist zwischenzeitlich bei Bekannten unter oder leben in überbelegten Wohnungen. Notschlafstellen und Pensionszimmer sind für Frauen oft ungeeignet. Es brauche eine niederschwellige Notwohnversorgung für Frauen mit und ohne Kinder und kleine leistbare Wohnungen für einkommensschwache Frauen und Familien, fordert das Forum Wohnungslosenhilfe.

Leistbarer Wohnraum Mangelware

"Die Mieten und Wohnkosten laufen dem Einkommen und den Sozialleistungen davon", sagt Hagen. Der zentrale Hebel, mit dem Wohnungslosigkeit vermieden werden kann, sei leistbarer Wohnraum. Der sei aber in Salzburg Mangelware.

Das Forum Wohnungslosenhilfe fordert erneut, den "höchstzulässigen Wohnaufwand" in der Mindestsicherung an die realen Mietkosten anzupassen. Eine Einzelperson in Salzburg bekommt 380 Euro pro Monat fürs Wohnen. Der Satz habe sich seit zehn Jahren nicht verändert. Die Mietpreise steigen aber jährlich. Im Vergleich: In Tirol und Vorarlberg werden die ortsüblichen Wohnkosten übernommen. In Innsbruck bekommt eine Einzelperson bis zu 495 Euro, in Bregenz bis zu 540 Euro. Hätte man in Salzburg die Wohnkosten seit 2000 valorisiert, würden sie derzeit bei 530 Euro liegen.

Verhandlungen kommen nicht in die Gänge

Stadt und Land Salzburg müssten sich die Zusatzkosten teilen. Sozialstadträtin Anja Hagenauer (SPÖ) sagte zum STANDARD, sie versuche seit einem Jahr mit Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) in Verhandlungen zu treten. Dafür brauche sie zunächst aber seriöse Zahlen, die sie bis dato nicht bekommen habe. "Ich glaube, es ist ein Problem für den Landesrat, weil er das bei seinem Finanzlandesrat Christian Stöckl (ÖVP) nicht durchbringt. Da ist es natürlich leichter, das auf die Stadt abzuschieben", sagte Hagenauer. Gleichzeitig ist es für die Sozialstadträtin Bedingung, den Wohnaufwand im gesamten Bundesland zu erhöhen und nicht nur in der Stadt.

Schellhorn ist derzeit im Urlaub. Aus seinem Büro heißt es, der Gemeindeverband sei als Finanzierungspartner für die Bezirke außerhalb der Stadt in dieser Sache bis dato nicht gesprächsbereit gewesen. Auch der Soziallandesrat wünsche sich eine Erhöhung, man werde weiter verhandeln. (Stefanie Ruep, 7.4.2016)