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Activ Solar war auf die Entwicklung von Solarprojekten spezialisiert.

Foto: APA/EPA/SERGEI ILNITSKY

Wien – Die größte Firmenpleite des heurigen Jahres wird für die Gläubiger de facto zu einem Totalausfall. Wie berichtet hatte die in der Ukraine tätige, aber in Wien ansässige Acitv Solar GmbH im Februar einen Insolvenzantrag gestellt.

Beabsichtigt war zunächst ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Die Gläubiger sollten 20 Prozent ihrer Forderungen bekommen. Nun wurde der Sanierungsplan vom Unternehmen aber zurückgezogen. Activ Solar wird also liquidiert, wie DER STANDARD erfuhr.

Große Solarprojekte

Das auf die Entwicklung von Solarprojekten spezialisierte Unternehmen hatte für Aufsehen gesorgt, weil es in Österreich nur drei Mitarbeiter beschäftigte, die Verbindlichkeiten aber bei über einer halben Milliarde Euro lagen.

Hauptgrund für die Pleite war nach Angaben des Unternehmens die Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2013. Activ Solar, der engste Kontakte zum Umfeld des gestürzten ukrainischen Ex-Präsidenten Wiktor Janukowitsch nachgesagt wurden, musste die Geschäftstätigkeit nach der Annexion weitgehend einstellen.

Enge Politkontakte

In der Ukraine gab es immer wieder Korruptionsvorwürfe. Die dortigen Behörden gingen davon aus, dass die Politikerbrüder Andrej und Sergej Kljujew hinter Activ Solar stehen. Sergej war Leiter der Präsidentschaftskanzlei unter Janukowitsch.

Mit 350 Millionen Euro war die ukrainische Export-Import-Bank Ukrexim auch der mit Abstand größte Gläubiger. Die geplatzten Verhandlungen mit Ukrexim führten letztlich auch dazu, dass von einer Fortführung des Unternehmens nun Abstand genommen wurde. 192 Millionen an Verbindlichkeiten entfielen auf Gläubiger innerhalb der Activ-Solar-Gruppe.

Nur geringer Schaden in Österreich

Der unmittelbare Schaden in Österreich hält sich in engen Grenzen. Auf inländische Gläubiger entfielen weniger als eine Million an Verbindlichkeiten. Nun wird versucht, die wenigen vorhandenen Vermögenswerte zu liquidieren. Viel gibt es aber nicht zu holen. Im Insolvenzantrag hatte das Unternehmen im Falle einer Schließung eine Quote von 3,6 Prozent in Aussicht gestellt.

Die Pleite hat auch bereits eine Folgeinsolvenz in Österreich verursacht. Activ Solar hatte nämlich 98 Millionen Euro an nachrangigen Schuldverschreibungen an eine Gesellschaft namens Tisha Investment Ltd. mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln begeben.

Diese Gesellschaft, die ebenfalls im Zusammenhang mit Andrej Kljujew stehen soll, hätte wiederum die in Wien ansässige Slav AG, ein Stahl- und Maschinenbaukonzern, finanzieren sollen. So weit ist es aber nicht mehr gekommen. Anfang März wurde der Konkurs beantragt. Es war die zweitgrößte Pleite des Jahres. (Günther Oswald, 7.4.2016)