Budapest – Infolge der Enthüllungen aus den "Panama Papers" hat in Ungarn ein einflussreicher sozialistischer Politiker seine Parteimitgliedschaft auf Eis gelegt. Laszlo Boldvai war in den 1990er Jahren Schatzmeister der Ungarischen Sozialistischen Partei (MSZP) und bis 2014 Parlamentsabgeordneter.

Den "Panama Papers" zufolge verfügte seine Frau über zwei nicht deklarierte Offshore-Firmen auf der Pazifikinsel Samoa sowie über ein Konto bei einer Zürcher Privatbank, von dem Geld zu den Firmen floss.

Boldvai habe die vorliegenden Informationen bestätigt, seine Mitgliedschaft in der Partei ausgesetzt und alle Parteiämter niedergelegt, berichtete das Internetportal index.hu am Dienstag unter Berufung auf den MSZP-Vorsitzenden Jozsef Tobias.

Formell war Boldvai zuletzt MSZP-Chef im nordungarischen Bezirk Nograd. Doch Medienberichten zufolge beschäftigte er sich immer noch mit den Parteifinanzen. In den 1990er Jahren war er in zahlreiche Skandale verstrickt, wurde aber nie rechtskräftig verurteilt.

Boldvai ist in Ungarn der zweite Ex-Politiker, dessen Name im Zuge der Enthüllungen bekannt wurde. Als erstes war ein ehemaliger Abgeordneter der rechts-konservativen Regierungspartei Fidesz ins Gerede gekommen. Aus Ungarn sind Redakteure der Internet-Zeitung "Direkt36" an der Auswertung der Unterlagen beteiligt. (APA, 6.4.2016)