Eine TV-Deal der UEFA wirft einige Fragen auf.

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München – Durch die sogenannten "Panama Papers" gerät offenbar auch der neue FIFA-Chef Gianni Infantino in Erklärungsnot. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet in ihrer Mittwochausgabe, dass der 46-Jährige in seiner Zeit beim Europa-Verband UEFA in dubiose Geschäfte mit einer Briefkastenfirma verstrickt war. Dabei ging es um Fernsehrechte.

Infantino hat demnach als Direktor der UEFA-Rechtsabteilung Verträge mit einer Briefkastenfirma gezeichnet, deren Eigentümer zwei der heutigen Angeklagten im FIFA-Skandal waren. Die südamerikanischen TV-Rechtehändler Hugo und Mariano Jinkis erwarben durch diese Verträge Rechte an der Champions League und verkauften diese mit hohem Gewinn in Lateinamerika weiter.

In den vergangenen Monaten hat die SZ dazu mehrere schriftliche Anfragen an Infantino geschickt. Sprecher des Fußball-Weltverbandes erklärten, Infantino "persönlich" habe in seiner Zeit bei der UEFA mit den beiden TV-Rechtehändlern und deren Firma weder "geschäftlich" noch "wissentlich anderweitig zu tun gehabt". Auch die UEFA leugnete die Verbindung zunächst. Vor wenigen Tagen räumte der Verband ein: Der fragliche Vertrag trage Infantinos Unterschrift.

Bestechungsgelder

Die Vertragspartner sind nach Informationen des Züricher Tages-Anzeigers in den Dokumenten eindeutig benannt: auf der einen Seite eine Offshorefirma namens Cross Trading, angesiedelt auf der winzigen Koralleninsel Niue im Südpazifik, auf der anderen Seite die Union des Associations Européennes de Football, abgekürzt UEFA, mit Sitz in Nyon. Drei Namen stehen auf einer Seite, die im Herbst 2006 für die Unterschriften angelegt wurde: zwei Uefa-Funktionäre und Hugo Jinkis. Er unterzeichnete für die Cross Trading.

Der argentinische Sportrechtehändler Jinkis gehört mit seinem Sohn Mariano zu den Hauptbeschuldigten im amerikanischen FIFA-Verfahren. Die USA hatten im Mai vergangenen Jahres sieben FIFA-Funktionäre im Luxushotel Baur au Lac in Zürich verhaften lassen. Auch die Jinkis saßen danach in Übersee vorübergehend in Haft. Die US-Ermittler werfen ihnen vor, über die Firma Cross Trading hochrangige FIFA- und andere Fußballfunktionäre bestochen zu haben, um günstig an Fernsehrechte zu kommen – die sie dann mit Aufschlag verkaufen konnten. Im jetzt ans Licht gekommenen Vertrag, der Infantinos Unterschrift tragen soll, geht es um den Verkauf von Champions-League-Rechten nach Ecuador für die Jahre von 2006 bis 2009. So sollen von den Jinkis und anderen Sportrechtehändlern um die 110 Millionen Dollar Bestechungsgelder bezahlt worden sein. (sid, 5.4.2016)