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Die 32-fache Nationalspielerin Sarah Zadrazil (23) kickt seit vier Jahren in den USA.

Foto: GEPA Pictures/Walter Luger

Steyr/Wien – Ein bisschen hängt Sarah Zadrazil derzeit in der Luft. Das Studium an der East Tennessee State University in Johnson City (USA) hat sie fast fertig. Damit verliert sie auch ihren Fußballverein, die Buccaneers, bei denen sie vier Jahre lang spielte. Noch hat sie keinen neuen Klub – aber eine Aussicht: Portland Thorns, ein Verein der National Women's Soccer League (NWSL).

Zadrazil (23) wurde zu Probetrainings eingeladen, auch ein Testspiel hat sie schon absolviert. Portland ist Zadrazils Plan A. Am 17. April ist Saisonstart im Land der amtierenden Weltmeisterinnen. Bis dahin wird die Salzburgerin Gewissheit haben. "Ich hoffe, es klappt." Portland ist jener NWSL-Verein, der mit Abstand die meisten Fans anzieht: 15.000 im Schnitt. In keinem anderen Land genießt Frauenfußball so große Akzeptanz wie in den USA. "Hier spielt jedes Mädchen Fußball", sagt Zadrazil, "hier ist Fußball kein Männersport."

Trotzdem werden die Kickerinnen in den USA schlechter bezahlt als ihre weniger erfolgreichen männlichen Kollegen. Diesen Umstand beklagten vergangene Woche fünf Teamspielerinnen. Verbandspräsident Sunil Gulati gab sich daraufhin gesprächsbereit: "Wir haben Hochachtung vor dem Frauenteam, wir wollen sie gerecht bezahlen und werden etwas mit ihnen erarbeiten."

Mit 19 nach Amerika

"In Europa", meint Zadrazil, "würde eine solche Klage kaum wahrgenommen werden." In Österreichs Liga erhalten Kickerinnen nicht viel mehr als Taschengeld. Die Zuschauerzahlen liegen im zwei- bis dreistelligen Bereich. Knapp drei Jahre lang spielte die Mittelfeldakteurin beim USK Hof, ehe sie 2012, 19-jährig den Sprung über den großen Teich wagte. Jetzt ist sie wieder zurückgehüpft.

Seit Freitag weilt sie in Österreich, das Nationalteam hat gerufen. Zadrazil debütierte im August 2010, zählt zu den Stützen in Dominik Thalhammers Frauschaft. Zwei EM-Qualifikationsspiele stehen an. Am Mittwoch (18 Uhr) geht es in Steyr gegen Kasachstan, am Sonntag (16 Uhr, ORF Sport+) ebendort gegen Norwegen. Zwei völlig unterschiedliche Spiele. Zadrazil: "Vorerst liegt der Fokus auf Kasachstan – ein Muss-Sieg. Wenn wir unsere Leistung abrufen, wird das klappen." Auswärts siegte das ÖFB-Team im Herbst 2:0.

Topspiel gegen Norwegen

Norwegen ist ein anderes Kaliber, der Gruppenfavorit, das Topspiel. Die Skandinavierinnen sind in der Fifa-Weltrangliste Elfte. Österreich hat mit Rang 25 seine bisher beste Platzierung inne. In der EM-Quali sind beide Teams noch ohne Punkteverlust. Österreich führt die Gruppe 8 bei einem Spiel mehr mit neun Zählern an.

Seit 17 Partien sind die ÖFB-Frauen unbesiegt, zuletzt unterlagen sie am 9. April 2014 Frankreich (1:3). Ob sie das Siegergen hätten? "Vielleicht", sagt Zadrazil. Sie sieht in der Teamatmosphäre eines der Erfolgsgeheimnisse. "Wir verstehen uns alle richtig gut." Ihre persönlichen Fähigkeiten steuern das Ihre zum Erfolg bei. "Ich gebe nie auf, ich arbeite viel."

Große Chance auf die EM-Endrunde

Noch nie hat sich das A-Team für eine Europa- oder Weltmeisterschaft qualifiziert. Zweimal war es knapp dran. Heuer ist die Chance größer denn je: Das Teilnehmerfeld für die EM 2017 in den Niederlanden wurde von zwölf auf 16 Nationen aufgestockt. Die acht Gruppenersten und sieben Gruppenzweite schaffen die Quali. Zadrazil: "Wir sind auf einem guten Weg." Die EM-Teilnahme sei natürlich ein großer Traum. "Aber wir versuchen, noch nicht daran zu denken."

Schritt für Schritt. Nach den zwei Quali-Spielen hüpft Zadrazil wieder über den großen Teich. Plan A wäre ein Traum. Sollte nichts aus Portland werden, will sie sich einen Verein in Europa suchen. Lange wird sie jedenfalls nicht mehr in der Luft hängen. (Birgit Riezinger, 5.4.2016)