Die Tennenmälzerei ist ein denkmalgeschütztes Gebäude aus dem Jahr 1888.

Foto: Atelier Thomas Pucher

Zukunftsmusik: Hier wird sie samt ihren charakteristischen kleinen Fenstern von schon von Nachbarhäusern umringt.

Foto: Atelier Thomas Pucher

Graz – Wo einst aus Braugetreide Malz hergestellt wurde, soll künftig der Charakter eines neuen Stadtteils keimen. Die Rede ist von der sogenannten Tennenmälzerei, einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem Jahr 1888 auf den Grazer Reininghausgründen.

In dem Gebäude auf dem 54 Hektar großen Areal soll ein offenes Kulturzentrum als Versammlungsort, Thinktank und auch dezidierter Freiraum für noch zu definierende Projekte entstehen. Seit Oktober 2014 hat hier eine Gruppe von Kulturschaffenden, Künstlern, Soziologen und Architekten kreative Vorarbeit geleistet. Stadtdenker*innen nennt sich die Gruppe, die sich schon bei dem von der grünen Kulturstadträtin Lisa Rücker und dem Kulturbeirat der Stadt initiierten Kulturdialog 2014 fanden.

Visionär und vielfältig

Im Februar 2015 versuchte man dann seitens der Stadt im Zuge einer Bedarfserhebung zu ergründen, was sich Bürger von dem neuen Stadtteil wünschen. Rücker und auch ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl unterstützten die Idee der Stadtdenker*innen, dass ein visionärer vielfältiger Stadtteil nicht nur Bildung und Wirtschaft braucht – die FH Joanneum ist in unmittelbarer Nähe –, sondern auch Kultur in all ihren Facetten.

Mittlerweile sind die Stadtdenker*innen von Rücker konkret beauftragt worden, eine "Ziel- und Funktionsbeschreibung zu erstellen", wie die Stadträtin erzählt. Heidrun Primas vom Forum Stadtpark, eine der Sprecherinnen der Stadtdenker*innen, freut sich, dass man Hand in Hand mit der Stadt und Investor Wolfgang Erber in der Planung voranschreitet. Gestalten soll das Zentrum in der Tennenmälzerei, das man Reiningherz getauft hat, der Architekt Thomas Pucher.

Primus freut sich im Gespräch mit dem STANDARD über die "unheimlich schnellen Kooperationspartner. Mit Pucher zu arbeiten ist eine wirkliche Freude."

Ein Ort, der ausstrahlt

Was das Reiningherz sein soll, ist jedenfalls mehr als ein Kulturzentrum mit Bühnen und Veranstaltungsräumen. Laut Konzept soll es ein Ort für kulturelle und soziale Begegnung werden. Und ein "Ort, der auf den gesamten Stadtteil ausstrahlt", sagt Primas. Von Beginn an gab es auch die Idee eines interreligiösen Begegnungsraumes. In den letzten Monaten habe man sich auch viel Gedanken darüber gemacht, wie man auf die Flüchtlingskrise reagieren könne, so Primas. Wohnen werden Flüchtlinge in der alten Mälzerei nicht. Sonst aber auch niemand, denn das Reiningherz selbst soll nicht Wohnraum beherbergen, sondern ein "kollaborativer, offener Ort sein", so Primas. Auch für Flüchtlinge.

Wer dieses Herz, wenn es einmal schlägt, am Leben erhalten wird, ist noch nicht entschieden. "Für das Betriebskonzept haben wir noch niemanden beauftragt", so Rücker, "auch für die Finanzierung gibt es mehrere Möglichkeiten, etwa auch EU-Gelder." Rücker gefällt die Idee des Magdas-Hotels der Caritas, das Migranten in Wien erfolgreich betreiben. Sie wolle mit der Caritas darüber beraten. Bis zum Sommer soll sich jedenfalls einiges entscheiden. (Colette M. Schmidt, 5.4.2016)