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Jules Schelvis im Jahr 2013.

Foto: EPA/WOJCIECH PACEWICZ

Amsterdam – Der Niederländer Jules Schelvis, einer der letzten Überlebenden des Vernichtungslagers Sobibór, ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Schelvis, der durch seine Bücher – darunter auch das Standardwerk "Vernichtungslager Sobibór" – internationale Bekanntheit erlangte, war am 6. Juni 1943 aus den Niederlanden in das NS-Vernichtungslager in Polen an der Grenze zur Ukraine deportiert worden. Er überlebte die Haft in insgesamt zehn Konzentrations- und Vernichtungslagern.

In Sobibór wurden nach Schätzungen bis zu 250.000 Menschen, größtenteils Juden, ermordet. Rund 34.000 Opfer kamen aus den Niederlanden. Schelvis war einer von nur 18 dokumentierten Niederländern, die das Lager überlebten. Als Arbeitshäftling wurde Schelvis von dort u. a. weiter in das SS-Arbeitslager Dorohucza und danach in das Ghetto von Radom deportiert. Später entging er in Auschwitz erneut dem Tod durch Vergasung.

Seine 1993 erstmals erschienene wissenschaftliche Studie über Sobibór gilt als Standardwerk. Schelvis war bis zuletzt häufig auf Vortragsreisen unterwegs, im Juni 2014 fuhr er die Strecke des Deportationstransportes von Amsterdam nach Sobibór erneut mit dem Zug und wurde dabei von Musikern des niederländischen Symphonieorchesters begleitet. Die niederländische Regierung ehrte ihn als "ein menschliches Monument" gegen das Vergessen.

Jules Schelvis verstarb am Sonntag in Amstelveen bei Amsterdam. (APA, red, 4.4.2016)