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Kritiker sagen: "Bis heute fehlt der Nachweis, dass Homöopathie mehr bewirken kann als Placeboeffekte."

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

In etwa jeder zweite Österreicher im Alter ab 15 Jahren verwendet innerhalb eines Jahres auch homöopathische Mittel. Das hat eine vom österreichischen Hersteller Peithner in Auftrag gegebene Umfrage ergeben. Unternehmensinhaber Martin Peithner verweist auf die Konstanz der Ergebnisse bei diesen Umfragen mit einem Sample von rund 2.000 Personen ab 15 Jahren seit 1996: "Etwa die Hälfte der Bevölkerung in Österreich gibt an, in den letzten zwölf Monaten homöopathische Mittel eingenommen zu haben."

An den Prozentsätzen hätte sich über die Jahre kaum etwas geändert. Kopfschmerzen, Erkältungskrankheiten und Husten machten die häufigsten Anwendungsgebiete aus. 31 Prozent der 15- bis 19-Jährigen dürften demnach zu solchen Arzneien greifen, bei den 30- bis 50-Jährigen sind es 56 Prozent, unter den mehr als 70-Jährigen 48 Prozent.

Peithner weist dezidiert darauf hin, dass Globuli etc. keinesfalls Allheilmittel seien: "Die Homöopathie ist keine Alternative (zur "Schulmedizin"; Anm.) für Diabetes, Bluthochdruck oder Herzinfarkt. Sie ist in Österreich eine ärztliche Methode.

Positive Beispiele

Der Allgemeinmediziner und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Homöopathische Medizin, Erfried Pichler, kennt aus seiner Praxis positive Fallbeispiele. Bei rheumatoider Arthritis (chronische Polyarthritis) hätte er eine Patientin über rund 20 Jahre stabil halten können. Und auch die niederösterreichische Homöopathieärztin Ilse Fleck-Vaclavik beschreibt einen sehr guten Behandlungserfolg bei einer Migränepatientin.

Thomas Peinbauer, Allgemeinmediziner und Präsident des European Committee Homeopathy, weist auf mehrere Studien hin, die das Einsparungspotenzial bei Verwendung der homöopathischen Medizin im Gesundheitswesen belegen. Einen aktuellen Kernpunkt stelle dabei eine französische Studie mit 8.559 Patienten mit Infektionen der oberen Atemwege, Beschwerden des Bewegungsapparates sowie Schlaf-, Angst- und depressiven Störungen dar.

Bei den Infektionen seien unter Homöopathie etwa um die Hälfte seltener Antibiotika und nichtsteroidale Antirheumatika (NSARs) zur Fiebersenkung und Entzündungshemmung verordnet worden. Ähnliches hätte sich bei den NSARs im Falle von Beschwerden des Bewegungsapparates ergeben. Man sollte die Einsparungspotenziale im österreichischen Gesundheitswesen ähnlich nützen wie in der Schweiz, wo die Homöopathie eine Kassenleistung sei. Den Proponenten geht es speziell um die Abgeltung der Honorare der homöopathisch tätigen Ärzte durch die Krankenkassen.

Nur Placeboeffekte

Auch die Kritiker melden sich zu Wort: Die Gesellschaft für kritisches Denken in Wien formuliert unter anderem in einer Aussendung: "Kein Denkmalschutz für Homöopathie! (...) Bis heute fehlt der Nachweis, dass Homöopathie mehr bewirken kann als Placeboeffekte. Es ist eine Scheinmedizin." (APA, 4.4.2016)