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Er hat einen weiten Weg zurückgelegt. Begonnen hat er ihn unter der Fuchtel des alten Dichand in der "Kronen Zeitung", wo er die Grundkenntnisse für seine jetzige Tätigkeit als Medienberater erwarb, nun ist er als Alkoholberater beim Wirtschaftsmagazin "Trend" gelandet. Wer hätte das gedacht? Hans Mahr ist als Medienberater mehr als die Hälfte des Jahres unterwegs und berichtet an dieser Stelle einmal im Monat über seine Erlebnisse beim Essen, Trinken und Reisen.

Diese Erlebnisse lassen sich nicht anders beschreiben als packend, zumal sie von einem Bekehrten in der Fastenzeit erlebt wurden. Schuld an Mahrs Bekehrung war mein Hausarzt, der ebenso berühmte wie liebenswerte Professor Doktordoktor Johannes Huber, der ihm ins Gewissen redete: "Wer gut trinken will, muss auch mal eine Pause machen." Die Präzisierung, wann und wie lange diese Pause zu machen sei, verdankt Mahr dem ehrenwerten Abgeordneten und spä teren Verteidigungsminister Robert Lichal. Auf Mahrs Klage über das Leiden an der Abstinenz reagierte der Ehrenwerte pädagogisch. "Weil du ein Depp bist, Bua", meinte er jovial, "keinen Alkohol, das macht man in der Fastenzeit, dann ist jede Störung eine Religionsstörung."

Und weil einem Medienberater, der in der "Krone" erzogen wurde und den ebenso berühmten wie liebenswerten Professor Doktordoktor Johannes Huber zum Hausarzt hat, nichts ferner liegen kann, als die Religion zu stören, folgt er seither dem Reinheitsgebot des ehrenwerten Abgeordnetendes Weinviertels übrigens –, was ihm jene Erlebnisse beschert, die nun den Lesern des "Trend" vorzuenthalten eine Sünde wider den Geist der Medienberatung wäre. Zum Beispiel erinnere ich mich an eine Einladung vom "Falstaff"-Impresario Wolfgang Rosam, der fünf 100-Punkte-Weine kredenzte, während ich an meinem Mineralwasser nuckelte. Das ließe sich ja noch mit christlicher Glaubensfestigkeit hinnehmen, aber wirklich schlimm ist: Der Rosam hat mir das bis heute nicht verziehen. Kleine Glaubenszweifel – und ich mir auch nicht – sind da nur menschlich.

Doch schon schlittert Mahr ins nächste Erlebnis. Im Pariser Dreisternetempel "L’Astrance" hat mir der Maitre eine "Carte de Jus" präsentiert. Mit Trauben-, Heidelbeer- und Marillensaft von Bissardon aus der Loire oder Apfel- und Birnensaft von Gagneur aus der Normandie. Das klingt hart, ließ sich aber ertragen, denn die Präsentation erfolgte inklusive Lagenbezeichnung, ganz wie beim Wein. Na dann. Die Fastenrunde für vier Personen hat locker hundert Euro für die diversen Säfte auf den Tisch gelegt. Gerade in Zeiten wie diesen ist es erhebend, wenn jemand auch unter den härtesten Bedingungen für seinen Glauben einsteht. Und nicht nur in Paris, denn schon reißt es Mahr weiter zum nächsten Erlebnis.

Im besten Restaurant Prags, im "La Degustation" von Tomas Karpisek, habe ich letztlich eine Saft-Begleitung zum Elf-Gänge-Menü verkostet – mit weniger Obst und mehr Gemüse. Kraut, Sellerie, Kohlrabi, Kastanie und Topinambur – alles wird im Keller gepresst und oben im Lokal serviert. Diese Begleitung zum Elf-Gänge-Menü hat ihn auf eine harte Glaubensprobe gestellt: Interessant, aber Krautsaft muss ich nicht jeden Tag haben.

Doch wozu in die Ferne schweifen? Natürlich kann auch unser geliebtes "Steirereck" bei diesem Trend nicht zurückstehen. Sommelier Adi Schmid belässt es bei den Obstsäften vom Wetter aus dem Waldviertel, vom Reisinger aus Spitz und vom Winkler aus Hermaden. Und der Manfred Tement presst ihm einen originalen "Verjus" von frischen grünen Trauben. Fast wäre der Medienberater mit seinem Namedropping am Ende. Nur noch das: Für den Osterurlaub hab ich schon je eine Flasche F. X. Pichler und Hirtzberger eingepackt. Die Fastenzeit ist vorbei.

Nicht alle halten so fest zur Kirche. Die freiheitliche "Zur Zeit" wirft ihr Verrat am Abendland vor. Katholische wie Evangelische stellen sich auf die Seite der sogenannten "Flüchtlinge", bei denen es sich durchwegs um Mohammedaner handelt. Anstatt sich der Seelsorge zu widmen, wird politische Agitation betrieben. Da ist es für einen Ewald Stadler klar: "Die Bischöfe verraten Gott und ihre Herde." Dennoch bleibt er sehr optimistisch, und zwar schlicht und einfach, weil ich auf die Botschaft von Fatima vertraue. Im Jahr 1917 hat die Gottesmutter den drei Hirtenkindern gesagt, dass es zu einer Reinigung der Welt kommen wird. Da will die FPÖ dabei sein. (Günter Traxler, 2./3.4.2016)