Wien – Regelungen für Elternkarenz können als Instrument für die Gleichstellung von Frauen und Männern genutzt werden. Wie eine aktuelle Studie der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) zeigt, setzen Island und Schweden das besonders gut um. Österreich liegt demnach nur im unteren Mittelfeld der EU-Länder.

Das "ideale" Modell

Grundsätzlich solle Karenzpolitik zur Förderung der Gleichstellung nicht zu lange dauern, um den Wiedereintritt von Frauen in den Arbeitsmarkt nicht zu sehr zu verzögern, erklären die AutorInnen. Bei Karenzende solle es auch einen Rechtsanspruch auf einen leistbaren und hochwertigen Kinderbetreuungsplatz geben. Zudem müsse die Karenzzeit gut bezahlt sein. Die Studie geht deshalb von einem "idealen Modell" zur Förderung einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung aus, in dem Jungfamilien 14 Monate "gute bezahlte" Karenz erhalten, wobei die Hälfte der Zeit für Väter reserviert ist. Island und Schweden kommen dem am nächsten.

Elternschutz statt Mutterschutz

Island sieht derzeit 15 Monate Karenz vor, wobei neun Monate davon gut bezahlt sind und davon wiederum drei explizit für Väter reserviert sind. Das schwedische Modell reserviert zwei der 13 Monate an gut bezahlter Karenz für die Väter. Portugal und Kroatien, wo die "Vaterquote" relativ hoch ist, werden von der Studie als positive, "gute" Modelle gelistet. So gibt es in Portugal ein zwei- bis dreiwöchiges Arbeitsverbot für Väter nach der Geburt, zudem sind die Bezeichnungen geschlechtsneutraler – anstatt "Mutterschutz" gibt es "anfänglichen Elternschutz".

Stärkere "Väteranreize"

Bei der Österreich-Berechnung geht die ÖGfE-Studie vom derzeit beliebtesten Modell – Auszahlung von monatlich 436 Euro für bis zu 36 Monate – aus. Diese Variante setzt eine individuelle Vereinbarung mit dem Arbeitgeber zum Wiedereinstieg voraus und falle "nicht unter die Definition von 'gut bezahlt'". Als "gut bezahlt" gelten deshalb nur die zwei Monate Mutterschutz nach der Geburt. Ebenso sind die sechs Bonusmonate für die Väter schlecht bezahlt. In der Studie werden deshalb stärkere "Väteranreize" gefordert, die Einführung von "Väterquoten" habe sich dabei als effektivstes Instrument herausgestellt.

In Österreich ist eine Reform des Kinderbetreuungsgeldes, die unter anderem Flexibilität bringen soll, geplant. Die Verhandlungen darüber wollen Familien- sowie Frauenministerium demnächst wieder aufnehmen. (APA, 31.3.2016)