Mamiffer – "The World Unseen" (Sige Records)

Cover: Sige Records

Das US-amerikanische Ehepaar Faith Coloccia und Aaron Turner klingt in besonders schönen Momenten so, als ob es gemeinsam mit Elfenmutter Enya eine Paddelfahrt im Orinoco Flow unternommen hätte, bevor es sich während eines Glases Rotweins dem Durchhalte-Heuler Only Time widmet. Man hat schon Schlimmeres gehört. Kitsch soll ja nicht nur Menschen vorbehalten sein, die die Schönheit in der Norm und Pflichterfüllung suchen. Auch Lumpen kinder und zum Beispiel Aaron Turner benamste Menschen mit einer einschlägigen Vergangenheit in von esoterischem Wohlklang sehr weit entfernten, kräftig gegen enge Verhältnisse und kurze Sicht weisen ankämpfenden Irgendwas-mit-Metal-Bands wie Isis oder Old Man Gloom dürfen zwischendurch einmal die Füße hochlegen.

Es klingt dann ohnehin nach doppeltem Boden. Der Laptop wird als Tischgriller verwendet, auf dem mit Insektengeräuschen gefüllte USB-Sticks gebraten werden. Zwischendurch erinnert eine verzerrte Gitarre an die samstägliche Feuerwehrsirenenprobe. Faith Coloccia tupft in das Piano. Pfeifende Feedbackschleifen und im Schritttempo abgespielte Streicher-Samples ergänzen den Gesang aus dem Wunderland so, dass einem vor dieser trügerischen Idylle sehr rasch angst und bange wird. Doch siehe: Verhalltes Lull und Lall vermögen es, die Spannung wieder im tiefen Einverständnis mit der Welt aufzulösen. Wer etwas mit den kanadischen Hippie-Hardcore-Pink-Floyds Godspeed You! Black Emperor anfangen kann: Leute, kauft. (schach, Rondo, 1.4.2016)