Die Linux-Bash läuft direkt unter Windows 10.

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Microsoft-CEO Satya Nadella eröffnete die diesjährige Build-Konferenz.

Foto: Ap

Microsoft hat mit einer Überraschung seine hauseigene Entwicklerkonferenz Build in San Francisco eröffnet: Windows 10 bekommt Linux-Support. Damit können zentrale Programme aus der Open-Source-Welt direkt auf dem Microsoft-Betriebssystem genutzt werden. Microsoft demonstrierte dies anhand der Unix-Shell Bash. Unix- und Linux-Nutzer kennen die Bash seit Jahren als Standard-Shell, über die man Rechner ohne grafische Benutzeroberfläche bedienen und nutzen kann.

Keine Emulation

Microsoft betont, dass es sich dabei um keine Form von Virtualisierung oder Emulation handelt. Vielmehr wurde ein neues Windows-Subsystem entwickelt, das Linux-Schnittstellen nachbaut. Vergleichen kann man das mit dem Wine-Projekt, das seit Jahren exakt das Umgekehrte macht: Windows-APIs auf Linux-Systemfunktionen umbiegen, um so Windows-Programme unter dem freien Betriebssystem lauffähig zu machen.

Kooperation

Entstanden ist das Ganze in Zusammenarbeit mit dem Linux-Anbieter Canonical. Dadurch sollen sich künftig tausende Ubuntu-Programme direkt – und ohne jegliche Anpassung – unter Windows ausführen lassen. Den Start macht man dabei mit der Bash, gemeinsam mit anderen Kommandozeilentools soll diese im Sommer – als Update – für interessierte Windows-Nutzer zur Verfügung gestellt werden. Weitere Linux-Programme – von ssh über Apache und MySQL bis zur GCC – sollen dabei über das Debian/Ubuntu-Paketverwaltunstool apt nachinstalliert werden können. Dabei greift man derzeit auf das Repository von Ubuntu 14.04 LTS zurück, ob hier vor der Release noch auf das kommende Ubuntu 16.04 gewechselt wird, ist nicht bekannt.

Status

Programme mit grafischem User Interface scheinen zumindest derzeit hingegen nicht auf dem Plan zu stehen, von technischer Seite her spricht aber auch gegen deren Support wenig. Canonical-Entwickler Dustin Kirkland betont, dass es auch bei den Kommandozeilen-Tools noch keine hundertprozentige Kompatibilität gibt, so funktionieren beliebte Programme wie screen und tmux derzeit noch nicht. Die Performance könne sich hingegen schon jetzt sehen lassen: Die Art der Umsetzung führt dazu, dass der Unterschied zu einem reinen Linux-System auch in Benchmarks marginal sei.

Android-Herkunft

Für all das greift man auf eine Entwicklung zurück, die ursprünglich für einen ganz anderen Einsatzbereich gedacht war. Im Rahmen des – mittlerweile eingestellten – Project Astoria hatte Microsoft spezielle Windows-Kernel-Module entwickelt, die Kompatibilität zum Linux-Kernel herstellen sollen, um dann auf dieser Basis Android-Apps ausführen zu können. Das daraus hervorgegangene Subsystem ist bereits Teil von aktuellen Testversionen für das kommende Windows-10-"Redstone"-Update. Nun wird diese Entwicklung also weiter ausgebaut und mit einer neuen Zielsetzung versehen.

Für Entwickler

Die Linux-Tools sind dabei natürlich nicht für die breite Masse von Desktop-Nutzern gedacht, sondern richten sich an Entwickler. Entsprechend scheinen sich auch erst auf, nachdem das Windows-System in den Developer-Mode versetzt wurde. Ausgeliefert wird das Ganze im Rahmen des Sommer-Updates für Windows 10, das nun als Windows 10 "Anniversary" bezeichnet wird.

Aufwertung von Linux

Mit dem Schritt wertet Microsoft das freie Betriebssystem Linux erneut auf – kaum verwunderlich, gilt es bei zahlreichen Entwicklern doch als das bevorzugte Betriebssystem. Gerade im Cloud-Umfeld kommt meist Linux zum Einsatz, dieser Realität hat sich zuletzt zunehmend auch Microsoft angepasst.

270 Millionen Windows-10-Nutzer

Sonst konnte Microsoft mit Windows-10-Neuigkeiten aufwarten. Das System hat bis jetzt 270 Millionen Nutzer, "im Sommer" soll ein weiteres großes Update ins Haus stehen. Kostenlos, wie Windows-Chef Terry Myerson betonte. Mit dem "Anniversary Update" soll mittels Windows Ink die Stifteingabe verbessert werden, die digitale persönliche Assistentin Cortana wird aktiv und gibt auf Wunsch über den Tag hinweg eigeninitiativ Ratschläge. Und Windows Hello ermöglicht zukünftig den biometrischen Zugang auf mehreren Geräten. Zudem wird mit dem "Anniversary Update" der Xbox Store mit dem Windows Store zusammengeführt. (sum, apo, 30.3.2016)