Die Hobbit-Gebeine fanden sich in der Höhle Liang Bua auf Flores unter meterdicken Erdschichten. Ein Teil des Höhlenbodens erodierte im Verlauf der Jahrtausende und hatte sich mit jüngerem Erdmaterial gefüllt. Dies dürfte zu den urspünglichen, fehlerhaften Datierungen geführt haben.

Foto: Smithsonian Digitization Program Office / Liang Bua Team

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Besonders auffällig an den freigelegten Überresten des Homo floresiensis ist sein winziger Schädel, der kaum größer ist als ein Schimpansenkopf

Fotos: AP/William Jungers/Puslitbang Arkenas

Wollongong/Wien – Als Archäologen im September 2003 auf der indonesischen Insel Flores die jahrtausendealten Überreste kleinwüchsiger Menschen freilegten, begann das große Rätselraten. Hatten die Forscher in der Höhle Liang Bua eine bis dahin unbekannte Homo-Art entdeckt, oder handelte sich um Vertreter des modernen Menschen mit schweren Missbildungen?

Mittlerweile liegen genug Funde vor, die belegen, dass es sich beim Homo floresiensis tatsächlich um eine prähistorische Sensation handelt – wenn auch um eine, die immer noch zahlreiche Fragen offenlässt. Der als "Hobbit" berühmt gewordene Zweibeiner von knapp über einem Meter Körpergröße verfügte über Merkmale völlig unterschiedlicher Menschenspezies: Seine kurzen Beine glichen jenen des über zwei Millionen Jahre alten Australopithecus aus Afrika. Dafür lassen andere Charakteristika eher auf eine Verwandtschaft mit dem Homo erectus schließen.

Älter als gedacht

Vieles spricht dafür, dass Letzteres zutrifft und der Hobbit eine Homo-erectus-Variante darstellt, die auf der südostasiatischen Insel verzwergte und nach bisher gültiger Datierung vor etwa 18.000 Jahren zeitgleich mit dem Homo sapiens in der Region lebte.

Diese zeitliche Einordnung wird nun aber auf Basis aktueller Untersuchungen erheblich in Zweifel gezogen: Ein internationales Forscherteam um Thomas Sutikna von der australischen University of Wollongong hatte sich die fragilen Hobbit-Gebeine und die Erdschicht, in der sie entdeckt wurden, noch einmal vorgenommen und sie acht Jahre lang mit unterschiedlichen Methoden analysiert.

Konkret datierten die Forscher Ablagerungen per sogenannter Thermolumineszenz, Infrarot stimulierter Lumineszenz (IRSL) und Argon-Argon-Methode sowie drei Ellenknochen per Uran-Thorium-Methode. Das Ergebnis: Die Homo-floresiensis-Überreste dürften rund 60.000 bis 100.000 Jahre alt und damit wesentlich älter sein als bisher angenommen. Dass der Hobbit auf den modernen Menschen traf, der vor etwa 50.000 Jahren in der Region auftauchte, ist also eher unwahrscheinlich.

Wie die Forscher im Fachjournal Nature schreiben, könnte die ursprüngliche Datierung auf eine falsche Zuordnung von Erdschichten zurückgehen. Dies würde auch besser zu den vor Ort entdeckten Steinwerkzeugen passen, die ein Alter von etwa 50.000 bis 190.000 Jahren haben. (Thomas Bergmayr, 31.3.2016)