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17 Prozent der krebsbedingten Todesfälle in Österreich sind auf Brustkrebs zurückzuführen, EU-weit sind es 16 Prozent. Die Forschung zu neuen Methoden der Früherkennung boomt seit Jahren – auch hierzulande

Foto: Picturedesk / Science Photo Library / Larry Berman

Wien – Brustkrebs ist die häufigste tödliche Krebsart für Frauen in Österreich: 17 Prozent aller krebsbedingten Todesfälle sind darauf zurückzuführen; in der EU sind es 16 Prozent. Wie wichtig also die Früherkennung von Brustkrebs ist, darüber besteht Einigkeit. Anders sieht es bei der Bewertung des Mammografie-Screeningprogramms aus, zu dem seit 2014 in Österreich alle Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren eingeladen werden. Während Onkologieexperten noch über den Effekt solcher Maßnahmen streiten, etablieren sich für die konkrete Untersuchung neue Methoden, die exaktere Diagnosen ermöglichen sollen.

Immer mehr Anwendung findet dabei die Digitale Brusttomosynthese (DBT): Während bei herkömmlichen Röntgenuntersuchungen zwei Aufnahmen der Brust übereinandergelegt werden, um Veränderungen sichtbar zu machen, bewegen sich bei dieser Methode die Röntgenröhren in einem Bogen und fertigen zwischen 15 und 25 Aufnahmen aus unterschiedlichen Winkeln an. Dadurch werden einzelne Gewebeschichten der Brust abgebildet. Das soll falsche Befunde verhindern, da Genauigkeit und Sensitivität steigen; in einem Screening-Programm soll damit die Zahl der weitergehenden Untersuchungen gesenkt werden.

In der Praxis wird die Tomosynthese als Ergänzung zur herkömmlichen Röntgenuntersuchung eingesetzt. "Es handelt sich um eine sehr vielversprechende Weiterentwicklung der herkömmlichen Mammografie, bei der bis zu 30 Prozent mehr Karzinome entdeckt werden", sagt Thomas Helbich, stellvertretender Leiter der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin der Med-Uni Wien.

Die Gefahr, dass es bei der Untersuchung zu einem falschen positiven Ergebnis kommt, wie er vor allem bei Frauen mit dichtem Brustgewebe nicht selten ist, kann durch eine verbesserte Qualität der Befunde verringert werden. Das ist das eine. Andererseits ist auch die Strahlendosis wichtig. Diese liegt bei DBT-Geräten derzeit noch geringfügig über jener der herkömmlichen Mammografiemethode.

Keine österreichische Norm

In beiden Fällen kommt es nicht nur auf die eingesetzten Apparate an, sondern auch auf die technische Qualitätskontrolle. Allerdings gibt es in Österreich für die Tomosynthese noch keine eigene Norm, derzeit orientiert man sich an der entsprechenden Richtlinie in Deutschland aus dem Jahr 2010.

Elisabeth Onger, Radiologietechnologin von der Fachhochschule Campus Wien, hat in ihrer Masterarbeit untersucht, ob mit einfach zu erhebenden Maßzahlen die notwendigen Qualitätskontrollen durchgeführt werden können und ob darauf aufbauend eine entsprechende Norm erstellt werden könnte. Onger beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit dem optimalen Einsatz von Mammografiegeräten, damit bei möglichst geringer Strahlendosis eine möglichst gute Bildqualität erreicht wird. Entscheidend dafür ist die Evaluierung der Bildgüte des jeweiligen Röntgengeräts. "Eine gute Qualitätskontrolle ist von großer Bedeutung für die Anwendung", bestätigt Thomas Helbich.

Onger ist selbst als Röntgenassistentin tätig und hat den FH-Lehrgang nach der Karenz absolviert, um sich auf den neuesten Stand der Wissenschaft und Technik zu bringen. "DBT soll ja das herkömmliche Röntgen ersetzen und in vielen Praxen werden derzeit neue Geräte angeschafft", sagt sie. Üblicherweise wird die sogenannte Konstanzprüfung mit aufwendigen Testobjekten, sogenannten Phantommodellen, durchgeführt; im Moment werden auch neue Modelle für Tomosynthesekontrollen entwickelt.

Onger hat nun untersucht, ob ein technischer Messwert als Parameter für die Qualität genommen werden kann. Sie hat dafür mit einfachen Kunststoff- und Metallblöcken den sogenannten NEQ-Wert ermittelt (Noise Equivalent of Quanta). Dieser bezieht sich auf das Bildrauschen, also die Bildunruhe bei geringer Röntgendosis, und lässt Schlüsse auf die Bildqualität zu.

Einsatz umstritten

Das Ergebnis: Die NEQ-Werte, dargestellt in Form einer Kurve, können als Referenz genommen werden – Abweichungen von dieser Kurve können bei weiteren Messungen als Abweichungen bei der Bildqualität erkannt werden. Allerdings ist in der Forschung noch umstritten, ob der Einsatz solcher physikalischen Maßzahlen bei rekonstruierten Bildern, wie sie bei DBT zum Einsatz kommen, zulässig ist.

Die NEQ-Werte als Parameter könnten eine visuelle Überprüfung ersetzen. "Ob diese Möglichkeiten für die technische Qualitätskontrolle in der Praxis eingesetzt werden könnten, müssten weitere Versuche an anderen Röntgenapparaten zeigen", sagt Onger. Mit der von ihr aufgezeigten Alternative wäre immerhin eine theoretische Möglichkeit dafür eröffnet, diese Prüfungen vergleichsweise einfach und kostengünstig durchzuführen. "Man könnte schon etwas daraus machen", sagt Onger. Ob ihr Verfahren tatsächlich zur Grundlage einer Norm wird, traut sie sich nicht einzuschätzen. Sie selbst ist jedenfalls wieder auf dem letzten Stand der Technik. (Robert Prazak, 30.3.2016)