Sänger Roger Cicero war ein charmanter Interpret auch jenes Repertoires aus einer Zeit, da Frank Sinatra noch jung war.

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Berlin – Es ist jetzt schon einige Jahre her, da schien die Epoche von Frank Sinatra und Sammy Davis jr. wiederaufzuerstehen, jene ferne Zeit, als Pop und Jazz und Entertainment virtuos zu einem charmanten Cocktail gemixt wurden. US-Sänger wie Harry Connick jr., später auch Michael Bublé und aus England kommend Jamie Cullum erweckten den Gestus jener Größen mit juvenilen, dem alten Standards-Repertoire zugeneigten Stimmen.

Eine Nostalgiewelle wurde so wieder einmal Mode. Und wie ein Robbie Williams ins übergroße Sinatra-Repertoire zu schlüpfen suchte, so blieb der Trend auch in Deutschland nicht ohne Folgen. Trompeter Till Brönner versuchte sich als Sänger, und auch Roger Cicero konnte dieser jazzigen Nostalgiewelle zugeordnet werden.

Jazz³+

Cicero, der Deutschland 2007 beim Eurovision Song Contest vertrat (mit Frauen regier'n die Welt), war mehr als ein Popsänger, der mit jazzigen Posen kokettierte. Er war live ein ernsthaft um das Genre und dessen Wesen bemühter Künstler, der sich mit heller Stimme aufs glatte Parkett des Scattens begab und so Risiko nahm. Als Songinterpret konnte der als Roger Marcel Cicero Ciceu 1970 in Berlin Geborene mitunter hochkarätig Stimmungen herbeizaubern. Lag ihm ein Song, wie etwa Van Morrisons Moondance, erschuf er einen Mix aus Leichtigkeit und Eindringlichkeit, der auf großes Einfühlungsvermögen schließen ließ.

Cicero, der in dem Film Hilde an der Seite von Heike Makatsch spielte und 2012 mit der Single Für nichts auf dieser Welt den offiziellen DFB-Fansong zur Fußball-Europameisterschaft einsang, war also ein im Kommerz ebenso wie im "ernsten" Fach situierter Künstler.

Roger Cicero ist, wie jetzt bekannt wurde, am Donnerstag an den Folgen eines Hirnschlags gestorben. Er wurde 45 Jahre alt. (Ljubiša Tošić, 29.3.2016)