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Der Hongkonger Verleger Lee Bo spricht am Freitag nach seiner Rückkehr zu Medienvertretern.

Foto: AP

Der Hongkonger Buchverleger Lee Bo, der im Dezember unter ungeklärten Umständen verschwunden war, ist wieder in Hongkong aufgetaucht. Laut Hongkonger Polizei gab er bei seiner Einvernahme erneut an, in China bei einem Gerichtsverfahren gegen einen seiner Freunde geholfen zu haben und nicht entführt worden zu sein. Zu seiner Ausreise machte er kaum Angaben, erklärte die Polizei am Donnerstag.

Schon im Februar erschien Lee im Fernsehen, wo er von China aus angab, dass er nicht entführt worden sei. Der Vorfall rief jedoch Bürgerrechtler in Hongkong auf den Plan, die vermuteten, dass er die Aussagen unter Zwang gemacht hat. Sie hielten Demonstrationen in Hongkong ab.

Zunehmender Einfluss aus Peking

Auch die britische Regierung sagte im vergangenen Monat, Lee sei unfreiwillig nach China gebracht worden. Lee, der einen britischen Pass besitzt, ist einer von fünf Verlegern, die chinakritische Bücher in dem Verlag Mighty Current herausgaben. Die anderen vier Verleger waren bereits im Oktober verschwunden. Einer ist weiterhin in China inhaftiert, berichtete der britische "Guardian". Ein anderer ist Anfang März nach Hongkong zurückgekehrt. Laut einer staatlich finanzierten Nachrichtenseite sagte Lee nach seiner Rückkehr, dass er nicht mehr Bücher verlegen werde, die auf reinen Erfindungen basierten.

Hongkong, das 1997 von Großbritannien an China zurückgegeben wurde, genießt eigentlich bis 2047 Sonderstatus. Chinesische Sicherheitskräfte haben kein Recht, in Hongkong zu agieren. Großbritannien sieht in dem Verschwinden des Verlegers aber einen möglichen Bruch dieses Übereinkommens.

Christlicher Menschenrechtsanwalt freigelassen

In China wurde ebenfalls am Donnerstag der christliche Menschenrechtsanwalt Zhang Kai freigelassen. Er war seit August an einem unbekannten Ort inhaftiert. Ihm wurde vorgeworfen, "illegale religiöse Treffen" organisiert zu haben.

Die Kommunistische Partei führte seit dem Amtsantritt des Präsidenten Xi Jinping verstärkt Kampagnen gegen religiöse Gruppen durch. In der Provinz Zhejiang etwa wurden Kirchen gezwungen, 1.200 Kreuze zu entfernen. Dort hatte Zhang hundert Kirchen rechtlich vertreten.

Er stand in engem Kontakt mit der texanischen christlichen Organisation China Aid. Vergangenen Monat erschien ein Video, in dem Zhang angab, gemeinsam mit ausländischen Gruppen Unruhe bezüglich Religionsfragen zu stiften. Die Gruppe habe versucht, das "chinesische politische System zu verändern". Der Direktor von China Aid, Bob Fu, wehrte das Video als "Propaganda der kommunistischen Partei" ab.

Seit Juli greift die kommunistische Partei vermehrt gegen Menschenrechtsanwälte durch. Etwa 300 wurden seither inhaftiert, viele bis Dezember aber wieder freigelassen. (saw, 29.3.2016)