Die Palais Trauttmansdorff und Batthyány-Strattmann in der Wiener Herrengasse, einst prunkvolle Adelshäuser und dann viel später einige Jahre lang Redaktionssitz des STANDARD, wurden ebenso behutsam wie aufwendig generalsaniert. Letzteres spiegeln die Mieten auch wider.

Büros zu Wohnungen umzubauen ist ein Trend am Wiener Immobilienmarkt. Die Estrella Immobilieninvest AG, ein Unternehmen der Wlaschek Privatstiftung, hat nun mit den beiden Palais Trauttmansdorff und Batthyány-Strattmann in der Wiener Herrengasse aber kein alltägliches Projekt umgesetzt. Schließlich waren die beiden Palais im 17. Jahrhundert (auf mittelalterlicher Bausubstanz) als herrschaftliche Residenzen errichtet worden. Viel später, von Ende der 1990er-Jahre bis Ende 2012, hatte der STANDARD in den alten Gemäuern seine Redaktion.

Foto: STANDARD/Cremer

Im Zuge des Wohnprojekts mit dem nicht allzu weit hergeholten Titel "Palais, Palais" ist aus dem alten Newsroom nun ein strahlend weißer Wohnsalon geworden. Der Stuck an der Decke wurde behutsam von der Original- auf die darunter eingezogene Brandschutzdecke sozusagen kopiert.

Foto: STANDARD/Cremer

Zwischen 2500 und 3000 Euro pro Quadratmeter Wohnnutzfläche hat man in den seit 2014 laufenden Umbau investiert, berichtet Estrella-Prokurist Thomas Belina. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Französisches Eichenparkett wurde großformatig (120 mal 20 cm) im Fischgrätmuster verlegt.

In den Bädern sollen handgefertigte Fliesen aus Delft "eine Art Vintage-Look erzeugen", erklärt Architekt Martin Mittermair.

Und überhaupt, die Nassräume: "Bäder, Küchen und WCs in den alten Gemäuern einzubauen war eine Monsteraufgabe", erinnert sich der Planer. Das gilt natürlich auch für die Leitungen zu den Kühlgeräten, die in sämtlichen Aufenthaltsräumen unterhalb der Decke installiert wurden.

Fotos: Estrella AG, STANDARD/Cremer

Und weil die Räume bis zu 4,90 Meter hoch sind, hat man auch die Türen entsprechend dimensioniert: Viele sind 3,60 Meter hoch.

Im kleinen Lichthof des Palais Batthyány-Strattmann entstanden Freiflächen für die Wohnungen.

Das alles hat seinen Preis: Die 22 Mietwohnungen mit Größen von 50 bis 220 m² kosten zwischen 16 und 19 Euro netto je Quadratmeter und Monat. Der Vertrieb startet dieser Tage. Dass die Wohnungen als reine Mietwohnungen vielleicht etwas zu "exklusiv" geworden sein könnten, glaubt Belina nicht: "Die Kombination aus Lage und Ausstattungsqualität wird den Erfolg bringen."

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Als Asset nennt Belina auch die Tiefgarage, die in diesem Segment nötig ist und hier sogar schon vorhanden war. Sie verbindet das Palais Trauttmansdorff mit dem in den 1970er-Jahren auf derselben Liegenschaft, in der Schenkenstraße, errichteten Bürogebäude.

Foto: STANDARD/Cremer

In den Wohnungen unter dem (neuen) Dach gibt es noch Besonderheiten wie elektrochromes Glas in den Dachfenstern, die auf Knopfdruck (elektrisch) verdunkelt werden können.

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Außerdem sorgt hier das 300 Jahre alte Dachstuhlgebälk (das keine statische Funktion mehr hat) für Flair.

Foto: STANDARD/Cremer

Im Erdgeschoß entstanden vier Geschäftslokale, die Gewölbe wurden freigelegt und saniert.

Generell sei das Denkmalamt "sehr kooperativ" gewesen, sagt Mittermair. So konnten die Fenster im Erdgeschoß vergrößert werden, um Auslagen für die hier entstandenen vier Geschäftslokale (mit Mieten zwischen 25 und 50 Euro pro m²) zu schaffen.

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Ein Modehaus am Eck – dort, wo sich einst die Fotoredaktion befand -, sperrte schon Anfang Dezember auf. Für zwei weitere Lokale – 250 bzw. 90 m² groß – ist man in fortgeschrittenen Verhandlungen, für das vierte Lokal mit 150 m² gibt es Interessenten.

Und auch bei der kürzlich beschlossenen Umgestaltung der Herrengasse zu einer Begegnungszone, von den Hausbesitzern der Herrengasse privat finanziert, ist man mit dabei. Bis November soll sie umgesetzt sein. (Martin Putschögl, 28.3.2016)

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