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Resa Sarraf bei seiner Festnahme 2013 in Istanbul.

Foto: APA/EPA/ATILGAN OZDIL/ANADOLU AG

Ankara/Athen – Er stand im Mittelpunkt der Korruptionsaffäre, die im Dezember 2013 die Regierung des heutigen türkischen Staatspräsidenten Tayyip Erdoğan erschütterte. Jetzt sitzt der 33-jährige "Wohltäter", wie ihn Erdoğan einmal lobend genannt hatte, in einer US-amerikanischen Untersuchungszelle in Miami. Eine Freilassung gegen Kaution hat der Richter abgelehnt. Resa Sarraf, der türkisch-iranisch-aserbaidschanische Geschäftsmann, soll laut Anklage Geldwäsche im großen Stil betrieben und dem iranischen Staat Hunderte von Millionen Dollar unter Umgehung früherer Sanktionen der USA gegen Teheran verschafft haben.

Sarraf war am bereits am 19. März in den USA verhaftet worden und erschien zwei Tage später vor einem Richter. In der Türkei wird seine Festnahme seither von der Opposition und Regierungskritikern gefeiert. Sie nehmen Sarrafs Anklage als Beweis dafür, dass die Korruptionsermittlungen von 2013 gegen die türkischen Regierungskreise sehr wohl eine Basis hatten.

Drei Ministersöhne

Am frühen Morgen des 17. Dezember 2013 hatte die türkische Polizei bei Razzien die Söhne von drei Ministern und 49 weitere Personen festgenommen, die alle in Verbindung zur konservativ-islamischen Regierungspartei von Tayyip Erdoğan standen. Resa Sarraf war ebenfalls unter den Festgenommen. Der Ehemann der türkischen Sängerin Ebru Gündeş soll laut Ermittlungen zwielichtige Geschäfte mit den Söhnen des Innenministers, Bauministers und Wirtschaftsministers betrieben haben und unter Umgehung von US-Sanktionen die Lieferung von iranischem Gas für türkisches Gold organisiert haben.

Die Ermittlungen zielten in Wahrheit auf Erdoğan und dessen Familie. Erdoğans jüngerer Sohn Bilal und dessen Immobiliengeschäfte waren bald auch Teil der Ermittlungen. Kompromittierende abgehörte Telefongespräche tauchten auf. Doch bevor Bilal Erdoğan bei einer zweiten, für 26. Dezember geplanten Razzia, festgenommen wurde, hatte sein Vater zurückgeschlagen. Massensäuberungen im Justiz- und Polizeiapparat begannen. Sarraf saß am Ende zwar 70 Tage in Untersuchungshaft, und vier belastete Minister waren nach einer Regierungsumbildung nicht mehr im Kabinett, doch alle Ermittlungen wurden vom Staat niedergeschlagen. Das Netzwerk des Predigers Fethullah Gülen, eines früheren politischen Verbündeten, hätte einen Putsch versucht, erklärte Erdoğan.

75 Jahre Haft

Sarrafs Verhaftung wurde von einem US-Staatsanwalt betrieben, der bekannt ist für die Strafverfolgung von Top-Managern: Preet Bharara fordert 75 Jahre Haft für Sarraf und zwei weitere Mitangeklagte. Im Iran steht mittlerweile Zarrafs engster Geschäftspartner, Babak Zanjani, ebenfalls wegen Goldhandels vor Gericht. (Markus Bernath, 25.3.2016)