Niemand sollte erwarten, dass die vor Mossul eröffnete Front bedeutet, dass die Rückeroberung der seit Sommer 2014 vom "Islamischen Staat" (IS) besetzten zweitgrößten irakischen Stadt unmittelbar bevorsteht: Bis dorthin ist es noch ein weiter, schwieriger Weg.

Die Stadt Ramadi, aus der der IS zur Jahreswende vertrieben wurde, hat man geopfert: Sie wurde aus der Luft zerstört, was auch bedeutet, dass bisher nur wenige Bewohner dorthin zurückkehren konnten. Bei der Millionenstadt Mossul geht das allein schon wegen deren Größe nicht: nicht nur, weil das Flüchtlingsproblem nicht zu bewältigen wäre, sondern auch, weil die sunnitische Bevölkerung davon überzeugt werden muss, dass es sich um eine Befreiung und keine Strafaktion handelt. Ihre Kooperation ist entscheidend, auch für die Zukunft des Irak. Deshalb ist es ein richtiger Ansatz, dass die irakische Armee bei der Operation federführend ist: keine schiitischen Milizen, die kurdischen Peschmerga halten sich im Hintergrund, die US-Assistenz am Boden erfolgt möglichst diskret.

Auch die syrische Armee, die soeben mit russischer Luftunterstützung nach zehn Monaten den IS aus Palmyra vertreibt, wird nicht bejubelt werden. Aber in Syrien ist die Erschöpfung so groß, dass sich die lokale Bevölkerung nicht mehr wehren oder gar aussuchen kann, wer sie nun vom IS befreit. Dass es das Assad-Regime ist, macht keine Freude, ist jedoch im Moment zweitrangig. (Gudrun Harrer, 24.3.2016)