Es kommt also doch kein eigenes Fach, aber immerhin: Politische Bildung wird mit kommendem Herbst ab der sechsten Schulstufe, also für jedes zwölfjährige Kind, im Rahmen von Pflichtmodulen im Schulfach Geschichte verbindlich verankert. Gut so. Wenigstens das.

Dass es kein eigenes Fach wurde, ist kein Drama. Die Schule kann nicht jedes Problem der Welt in ein eigenes Fach packen und extra verarzten – zumal wenn es um politische Bildung geht. Da ist es wichtig, den Kindern kompetent die Idee zu vermitteln, dass letztlich alles politisch ist. Dass es ein permanentes Betroffensein von Politik gibt, weil sie unser aller Leben durchdringt, reguliert und strukturiert – auch wenn sie oder ihr Personal gelegentlich nervt. Vor allem muss in einer demokratisch verfassten Gesellschaft Demokratie auch gelernt werden, damit sie keine ritualisierte, sinnentleerte Aufführung an Wahltagen wird.

Jede und jeder Einzelne kann mitreden, mitbestimmen, mitmachen. Dieses Bewusstsein für die politische Gestaltbarkeit und Veränderbarkeit von Gesellschaft auf konstruktive Weise und mit dem Wissen um historische Verwiesenheit ist wichtiger denn je. Es wird darauf ankommen, Kindern zu vermitteln, dass Demokratie ohne Demokratinnen und Demokraten existenziell gefährdet ist, dass Ausklinken keine Option sein kann. Das Ziel politischer Bildung ist nicht weniger als der aufgeklärte, mündige Mensch, der in der Lage ist, auch aktiver Staatsbürger zu sein. (Lisa Nimmervoll, 24.3.2016)