Wien – Die Volkswirtschaften Mittel- und Osteuropas (CEE) haben sich weitgehend von den globalen Schwellenländern entkoppelt, sagt eine Studie der Erste Group. Für 2016 wird mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der CEE-Region von 3,1 Prozent gerechnet. Damit liegt das erwartete Wachstum zwar etwas unter dem vergangenen Jahr, aber fast zweimal so hoch wie im Euroraum (1,6 Prozent).
Während der Internationale Währungsfonds seine Wachstumsprognosen für die Bric-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China), die Eagles (besonders stark wachsende Schwellenländer) und die rohstoffexportierenden Länder drastisch nach unten revidiert hat, wird für die CEE-Region also weiterhin von einem stabilen Wirtschaftswachstum ausgegangen (siehe Grafik).
Die CEE-Staaten scheinen sich angesichts deutlich divergierender Entwicklungen von den globalen Schwellenländern "abgekoppelt" zu haben, so die Studie.
Potenzial nicht ausgeschöpft
Die unterschiedlichen Phasen des Konjunkturzyklus der Schwellenmärkte und der CEE-Region sind "der Hauptgrund dafür, dass die globale Wirtschaftsabschwächung diese beiden Gruppen unterschiedlich stark trifft", erklärt Juraj Kotian, einer der Studienautoren, in einer Aussendung. Im Gegensatz zu den globalen Schwellenländern, die in den letzten Jahren über ihrem Potenzial gewachsen sind, sei der CEE-Raum vom Höhepunkt seines Konjunkturzyklus noch entfernt, heißt es weiter. Das volle Potenzial der Volkswirtschaften würde erst dieses oder nächstes Jahr ausgeschöpft werden.
Als Öl-Nettoimporteuren kommen den CEE-Ländern aktuell die historisch niedrigen Rohstoffpreise zugute. Sie profitierten in den letzten zwei Jahren zudem von Inflationsraten rund um null Prozent und relativ stabilen Währungen. Die globalen Schwellenländer mussten hingegen eine durchschnittliche Teuerung von vier Prozent und hohe Währungsabwertungen hinnehmen.
Für das laufende Jahr erscheint der Wachstumsausblick für die CEE-Region dennoch etwas gedämpft. Grund dafür ist eine Abschwächung des Zuflusses an EU-Mitteln und eine ungewisse Auslandsnachfrage. Dennoch wird aufgrund der soliden Beschäftigungszuwächse und Reallohnsteigerungen ein Anstieg des Privatkonsums der Region erwartet. (ep, 26.3.2016)