Knoxville – Von einer höchst ungewöhnlichen Allianz zweier Raubtierarten berichten Forscher im Fachmagazin "Zoology in the Middle East": In der Wüste Negev gehen Wölfe und Hyänen gemeinsam auf die Jagd. Es könnte sich um eine Strategie handeln, mit den rauen Bedingungen in dieser Region besser zurechtzukommen.
Seltene Toleranz
Raubtiere sind im Allgemeinen nicht dafür bekannt, potenzielle Nahrungskonkurrenten zu tolerieren. Wölfe etwa jagen und töten Luchse, Kojoten und verwilderte Hunde. Bei Hyänen weiß man zumindest von der afrikanischen Tüpfelhyäne (Crocuta crocuta), dass sie Leoparden und Geparden deren Beute streitig macht und sich mit Wildhunden und sogar Löwen Revierkämpfe liefert.
Aber vielleicht ist ihre kleinere und weniger bekannte Verwandte, die Streifenhyäne (Hyaena hyaena), ja umgänglicher. Diese Art kommt nicht nur in weiten Teilen Nord- und Ostafrikas vor, sondern auch in Südwestasien, wo sich ihr Verbreitungsgebiet mit dem von Wölfen überschneidet.
Kooperation beobachtet
Vladimir Dinets von der Universität Tennessee in Knoxville untersuchte die speziesübergreifende Kooperation zusammen mit dem Zoologen Beniamin Eligulashvili aus Israel. Ursprünglich hatte man in Canyons im Süden der Negev lediglich gemischte Spuren von Wölfen und Hyänen gefunden, was noch nicht sonderlich aussagekräftig war. Vier Jahre später konnten die Forscher jedoch im selben Gebiet direkt beobachten, wie die beiden Raubtiere zusammen auf die Jagd gingen: die Hyänen liefen mitten im Wolfsrudel mit.
Laut Dinets lässt sich daraus noch nicht sagen, ob es sich um einen ungewöhnlichen Einzelfall handelt, oder ob die beiden Spezies öfter miteinander kooperieren und dieses Verhalten bislang einfach noch niemandem aufgefallen ist.
Unklar, ob typisches Verhalten
Eine mögliche Erklärung hätten die Forscher jedenfalls parat: Die lebensfeindliche Wüste macht es den Räubern schwer – durch Zusammenarbeit könnten sie ihre jeweiligen Stärken einbringen und daraus gemeinsamen Nutzen ziehen. Wölfe sind ausdauernde Hetzjäger, die selbst große Beutetiere zur Strecke bringen können. Hyänen hingegen haben den besseren Geruchssinn und wittern Aas oder Müll über weite Entfernungen. Zudem können sie Abfälle leichter ausgraben und Dosen ebenso gut knacken wie Knochen.
"Das Verhalten von Tieren ist oft flexibler als in Lehrbüchern beschrieben", betont Dinets. "Falls nötig, können Tiere ihre üblichen Strategien aufgeben und etwas völlig Neues und Unerwartetes erlernen." (jdo, 26.3.2016)