Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP Photo/Thomas Kienzle

Peking – In einem Skandal um massenhaft unsachgemäß gelagerte Impfstoffe sind in China mindestens 37 Verdächtige festgenommen worden. Dazu zähle ein Duo aus Mutter und Tochter aus der Provinz Shandong, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch unter Berufung auf Behördenangaben. Die beiden Frauen hätten eine zentrale Rolle bei den illegalen Machenschaften gespielt.

Die Behörden machten den Fall erst in diesem Monat öffentlich, obwohl die beiden Frauen bereits im April 2015 festgenommen worden waren. Sie sollen seit 2010 illegal Chargen von 25 verschiedenen Impfstoffen verkauft haben, deren Mindesthaltbarkeit abgelaufen war oder die unsachgemäß gelagert worden waren. Ihre Geschäfte hatten laut Xinhua einen Umfang von 570 Millionen Yuan (78,2 Millionen Euro).

107 Liferanten

Das Magazin "Caijing" berichtete, die beiden Frauen hätten unter anderem Impfdosen gegen Polio, Tollwut, Hepatitis B und die Grippe für Kinder und für Erwachsene verkauft. Am Wochenende hatte die Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde der Provinz Shandong im Osten des Landes 107 Großhändler identifiziert, die das Duo belieferten, sowie landesweit 193 Abnehmer ihrer Impfdosen.

China wurde in der Vergangenheit immer wieder von Gesundheitsskandalen erschüttert. Im Jahr 2008 waren an verunreinigtem Milchpulver sechs Kinder gestorben, etwa 300.000 weitere erkrankten. Derartige Skandale erschüttern das Vertrauen der Bevölkerung in die kommunistische Regierung. Auch der Impfskandal löste in den sozialen Netzwerken einen Sturm der Entrüstung aus.

"Große Besorgnis"

"Was wir wollen, sind billige Wohnungen, freie Schulbildung, freie Gesundheitsversorgung, ungiftige Lebensmittel, ungiftiges Wasser und ungiftige Luft wie in anderen Ländern auch", schrieb ein Nutzer im chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo. Ministerpräsident Li Keqiang hatte am Dienstag in einer Erklärung eingeräumt, dass der Impfstoff-Skandal "große Besorgnis" ausgelöst und "die Existenz vieler regulatorischer Schlupflöcher offen gelegt" habe.

Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) erklärte, Impfstoffe mit abgelaufener Haltbarkeit stellten vor allem insofern ein Risiko dar, als dass die Betroffenen somit nicht vor den betreffenden Krankheiten geschützt seien. Direkte gesundheitliche Beschwerden durch die Impfchargen seien unwahrscheinlich. (APA, 23.3.2016)