Rom/Genf – Funde aus der etruskischen Zeit und aus der römischen Antike, die im Zollfreihafen von Genf beschlagnahmt wurden, sind am Dienstag in Rom an Italiens Denkmalschutz zurückgegeben worden. Die antiken Artefakte sollen restauriert und ausgestellt werden.

Aus Genf trafen zwei etruskische Sarkophage und 45 Kisten ein, gefüllt mit Antiquitäten, Vasen und Büsten aus dem Zeitalter zwischen dem siebenten und dem zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, die aus Süditalien und dem Großraum von Rom stammen.

Hehlern auf der Spur

Auf neun Millionen Euro bezifferte der italienische Kulturminister Dario Franceschini bei einer Pressekonferenz in Anwesenheit des Schweizer Botschafter Giancarlo Kessler die Etruskerfunde, deren Herkunft auf illegale Ausgrabungen zurückgeht. Die Funde, die jahrelang im Zollfreilager Genf versteckt waren, wurden von der römischen Staatsanwaltschaft eher zufällig entdeckt.

Die Ermittlungen kreisten um den Briten Robin Symes, der jahrelang als erfolgreichster Händler archäologischer Funde in London galt und Kontakte zu vielen Hehlern gehabt haben soll. Nachdem er in England mit der Justiz in Schwierigkeiten geraten war, hatte er seine Gesellschaften in die Schweiz verlegt. In seiner Villa wurden Dokumente und wichtige Informationen über archäologische Artefakte aus Italien entdeckt. Als Basis für den Handel diente der Freihafen Genf, berichteten die Carabinieri.

Lobesworte für die Schweiz

"Die Rückführung der Funde ist eine großartige Operation, die die exzellente Zusammenarbeit mit den Schweizer Behörden bezeugt. Wir wollen dafür sorgen, dass die Gegenstände nach einer Restaurierung wieder an ihre Herkunftsorte zurückkommen. Sie sollen unter anderem im Etruskermuseum Valle Giulia in Rom, sowie im Museum der Etruskerstadt Cerveteri nördlich von Rom untergebracht werden", kommentierte der Minister.

Es handle sich um eine der wichtigen Rückgaben archäologischer Funde der letzten Jahrzehnte. Italien bemühe sich zurzeit, auf internationaler Ebene sogenannte "Blauhelme der Kultur" einzurichten, die in Zukunft bedrohtes Kulturerbe in aller Welt retten und schützen, berichtete Franceschini bei der Pressekonferenz. Die Notfall-Einsatztruppe soll nicht nur im Fall von Krisen, Konflikten oder Naturkatastrophen eingreifen, sondern sich auch aktiv gegen den internationalen Kunsthandel engagieren, sagte der Minister.

Der römische Staatsanwalt Giancarlo Capalbo, der die Ermittlungen koordiniert hat, lobte die "Sensibilität" der Schweiz, die die Rückführung der Exponate ermöglicht habe. "Die Schweizer Behörden haben begriffen, dass diese Prachtstücke der ganzen Welt gehören und als solche nicht in einem Freihafen versteckt bleiben dürfen, sondern der Öffentlichkeit in ihren Herkunftsgebieten zurückgegeben werden sollen", meinte Capalbo. (APA, red, 22. 3. 2016)