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Freiwillige Helfer des UNHCR besteigen einen Bus mit Flüchtlingen auf der Insel Lesbos. Aus einer Reihe Hotspots zog sich das UN-Flüchtlingshochkommissariat am Dienstag zurück.

foto: reuters/alkis konstantinidis

Genf/Wien – Aus Protest gegen den EU-Türkei-Pakt hat das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) die Arbeit in mehreren griechischen Lagern eingestellt. Betroffen seien jene Hotspots, die aufgrund des Deals mit der Türkei seit dem Wochenende von Aufnahme- de facto in Internierungslager umgewandelt worden seien, sagte UNHCR-Sprecherin Melissa Fleming am Dienstag.

"Den Menschen wird nicht mehr erlaubt, die Lager zu verlassen, sie sind eingesperrt", sagte Fleming in Genf. "Das verstößt gegen unsere Grundsätze." Auch die Hilfe beim Transport von Flüchtlingen zu den Hotspots habe UNHCR eingestellt. Indirekt unterstütze man aber weiterhin die medizinische Versorgung.

Auch das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) kritisierte den EU-Türkei-Flüchtlingspakt. Auf der Fluchtroute nach Griechenland seien unbegleitete Kinder unterwegs, die zu ihren Eltern gelangen wollen, erklärte Unicef-Sprecherin Sarah Crowe. Diese dürften nicht allein in die Türkei zurückgebracht werden.

Am Freitagabend gab auch "Ärzte ohne Grenzen" bekannt, dass sie ihren Einsatz im EU-Hotspot beenden werden.

50 Experten aus Österreich

Laut EU-Kommission braucht Griechenland in Zusammenhang mit dem Türkei-Deal 4.000 zusätzliche Mitarbeiter. Einige davon soll das Land selbst stellen, hinzu sollen aus anderen EU-Staaten 430 Fachleute zur Bearbeitung von Asylanträgen und Einsprüchen gegen Rückführungen in die Türkei, 30 Richter sowie 430 Dolmetscher kommen. Für die Rückführungen selbst werden 50 Frontex-Experten und 1.500 Polizisten gebraucht.

Als österreichischen Beitrag hatte Kanzler Werner Faymann (SPÖ) bei einem Besuch auf der Insel Lesbos im Oktober 2015 hundert Experten zugesagt. 50 davon hat das Innenministerium bereits eingemeldet. (dpa, bri, 23.3.2016)