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Menschen wirken in der keimfreien Welt der modernen Weinproduktion wie störende Fremdkörper.

Foto: AP / Eric Risberg

Was gerne als traditionelles Handwerk verkauft wird, ist längst ausgefeilte Hochtechnologie. Moderne Weinkeller muten an wie die Kommandozentrale eines Raumschiffs. Nichts deutet mehr darauf hin, dass hier Wein gemacht wird. In überdimensionierten Industriehallen reiht sich Stahltank an Stahltank. Es herrscht absolute Hygiene – alles glänzt und funkelt.

Vorbei mit traniger Weinhauerromantik. Computergesteuerte Systeme messen, überwachen und regeln so ziemlich alle Prozesse der Weinbereitung: Von temperaturgesteuerter Vergärung über automatische Maischeumwälzung bis hin zum Sauerstoffmanagement. Nichts wird mehr dem Zufall überlassen und schon gar nicht der Natur, denn die kann tückisch sein.

Weinüberwachungszentralen

Menschen wirken in dieser keimfreien Welt wie störende Fremdkörper. Ihre Anwesenheit ist aber ohnehin nur noch bedingt erforderlich, kann doch via Internet überall auf der Welt auf das System zugegriffen werden. An ihrer Stelle sorgen die Weinüberwachungszentralen für lückenlose Kontrolle. Sollte wider Erwarten doch etwas unplanmäßig laufen, gibt es Warnmeldungen per SMS. So weiß man rund um die Uhr, wie es dem Wein geht.

Wahrscheinlich geht es ihm ganz mies, führt er doch ein gänzlich freudloses Dasein. Artgerechte Weinhaltung sieht jedenfalls anders aus. (Christina Fieber, RONDO, 29.3.2016)