Dauerschnupfen macht mürbe: Den Versprechungen aus der Werbung hinsichtlich der lindernden Wirkung von Erkältungsmitteln sollte man trotzdem nicht trauen.

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Es ist keine schwere Erkrankung, beeinträchtigt aber dennoch massiv: Wenn die Nase über viele Tage zu ist, reicht es den meisten: Sie wollen endlich wieder durchatmen können. Und dann greift die Werbung für Erkältungsmittel. In der Fernsehwerbung wird das "Wieder-frei-durchatmen-Können" angepriesen. Meist handelt es sich dabei um Kombinationspräparate (Wick Daymed Kombi, Cetebe Antigrippal, Doregrippin, GeloProsed), die neben dem Schmerzmittel Paracetmol den Wirkstoff Phenylephrin enthalten. Er lässt Schleimhäute abschwellen.

Angeblich. Die Frage, ob und wie zuverlässig Phenylephrin eine verstopfte Nase befreit, sollte bereits 2007 eine Auswertung veröffentlichter Studien klären. Sie ließ jedoch nicht erkennen, dass die übliche Dosis von 10 Milligramm Phenylephrin überhaupt wirkt. Weil das Ergebnis äußerst unbefriedigend war, forderte die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA weitere aussagekräftige Studien.

Phenylephrin versus Placebo

Eine daraufhin initiierte Untersuchung mit mehr als 500 sonst gesunden Erwachsenen, die an Heuschnupfen litten, bestätigte die älteren Studien. Kürzlich wurden die Ergebnisse veröffentlicht: Phenylephrin, in Dosierungen von 10 bis 40 Milligramm alle vier Stunden eingenommen, lindert Nasenverstopfung nicht besser als ein Placebo (Scheinmedikament).

Zum gleichen, für Phenylephrin ernüchternden Ergebnis, kommt eine weitere aktuelle Studie mit ebenfalls über 500 Patienten. Sie verglich ein Präparat, das 30 mg Phenylephrin mit verzögerter Wirkstofffreisetzung (Retard) enthielt, mit Placebo. Die Behauptung "schnell wieder fit für den Alltag" ist also – was die Besserung bei verstopfter Nase angeht – Werbung pur. Der Wirkstoff Phenylephrin ist überflüssig.

Was besser ist

Und statt Kombinationspräparate mit mehreren Wirkstoffen einzunehmen, werde von der den Experten bei Gute Pillen, schlechte Pillen Einzelstoffpräparate empfohlen.

Mit diesen lassen sich gezielt die individuell lästigen Beschwerden lindern – jeweils in bedarfsgerechter Dosierung. Infrage kommen vor allem Schmerzmittel wie Paracetamol, Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen. Und bei verstopfter Nase sorgen Schleimhaut abschwellende Nasentropfen wie Xylometazolin rasch und zuverlässig für freie Nasenatmung.

Die Tropfen dürfen jedoch nur höchstens sieben Tage hintereinander benutzt werden, um ein Anschwellen der Nasenschleimhaut als Rebound-Effekt zu vermeiden ("Nasentropfen-Schnupfen"). Manchmal reichen auch salzhaltige Nasentropfen. Diese lindern Beschwerden, indem sie die Nasenschleimhaut befeuchten.

Sie dürfen längere Zeit eingetröpfelt werden, wirken allerdings nicht abschwellend. Besonders warnen die Experten vor jenen Präparaten, die auch Wirkstoffe gegen Husten enthalten. Solche Rundumschläge wurden als "besonders unerfreulich" quittiert. (red, 21.3.2015)

Originalstudie:

Wirkstoffmix bringt Schniefnasen oft nix