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Twitter wird zwar zehn Jahre alt, hat aber ansonsten wenig zu feiern.

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Unternehmenschef Jack Dorsey soll es nun richten.

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Nachrichten, Streitereien, Tratsch, Shitstorms aller Art oder Informationen über die Befindlichkeit der Katze. Inzwischen gibt es kaum ein Ereignis, das nicht auch bei Twitter, samt dazugehörigem Hashtag und auf maximal 140 Zeichen beschränkt, stattfindet. Für Journalisten, Politiker und Prominente sämtlicher Kategorien ist Twitter beinahe schon lebenswichtig geworden. Sie können sich direkt an ihr Publikum wenden.

Begonnen hat alles vor zehn Jahren, zufällig, nebenbei. Das Start-up Odeo in San Francisco wollte eigentlich einen Audiodienst für das Netz entwickeln. Dabei schlug der Entwickler Jack Dorsey vor, kurze Statusmeldungen an alle Teammitglieder per SMS zu senden, damit jeder weiß, woran die anderen arbeiten.

Durchbruch 2007

In zwei Wochen entstand ein Prototyp. "Just setting up my twttr", lautete die erste Mitteilung von Dorsey am 21. März 2006. Der einflussreiche Blog "Tech Crunch" entdeckte den Dienst drei Monate später. Auf der Tech-Konferenz SXSW Interactive in Texas gelang Twitter dann 2007 der Durchbruch, einen Monat später wurde die Firma Twitter Inc. gegründet. Seit 2009 findet man "twittern" im Duden.

Kurzmitteilungen machten in der zehnjährigen Geschichte auch Schlagzeilen. So etwa die jenes Programmierers, der die Notwasserung eines Passagierflugzeuges mitten in New York ("Es ist ein Flugzeug im Hudson") meldete, oder die des Studenten in Pakistan, der über die Tötung von Osama Bin Laden durch US-Militärs ("Ein Hubschrauber fliegt über Abottabad") berichtete.

Arabischer Frühling

Die Anfänge des Arabischen Frühlings wurden auf Twitter von hunderttausenden Menschen dokumentiert. Nach dem Anschlag auf die Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" in Paris drückten Nutzer ihre Solidarität mit dem Hashtag #JeSuisCharlie aus.

Doch zu seinem ersten runden Geburtstag hat Twitter wenig zu feiern. Zuletzt ging erstmals die Zahl der Nutzer leicht zurück, Quartal für Quartal stehen tiefrote Zahlen in der Bilanz, und die Aktie hängt im Kurskeller deutlich unter dem Ausgabepreis des Börsengangs von 2013 fest.

Jack Dorsey soll es richten. In seiner zweiten Runde als Twitter-Chef muss er zeigen, dass er mit Onlinewerbung ein profitables Geschäft aufbauen kann. Dabei darf er aber nicht die rund 320 Millionen Nutzer vergraulen. Schon gar nicht die Spitze der Twitter-Promis, wie die Popstars Katy Perry (84,5 Millionen Follower), Justin Bieber (77,2 Millionen) und Taylor Swift (72,9 Millionen). (Markus Sulzbacher, 21.3.2016)