Grüngeflammt, das war einmal. Weg vom Oma-Image wollen die Gmundner mit einem vielfältigeren Design.

Foto: Gmundner Keramik/Mona Lorenz

Linz – Als Jakob von Wolff vor gut vier Jahren seinen neuen Job in der Traunseestadt Gmunden antrat, stand er plötzlich beruflich vor einem Scherbenhaufen. Selbst die Kindergartentante des Sohnes drückte mitfühlend ihr Beileid aus. Und die Wohnungssuche scheiterte beinahe, weil der Vermieter fürchtete, mit dem neuen Geschäftsführer der Gmundner Keramik keinen langfristigen Mieter gefunden zu haben. Die Traditionsmarke in Grün-Weiß war am Boden. Oder wie es Wolff heute analysiert: "Ramschniveau. In jedem Diskonter gab es plötzlich Gmundner Keramik – und bei uns im Werksshop zur handbemalten Tasse das Grillhenderl dazu."

Premium auf dem Tisch

Geschuldet waren diese Verzweiflungsaktionen der billigen asiatischen Geschirrübermacht. Letztlich zogen sich die heimischen Fachhändler zurück. Das Image der Traditionsmarke: dahin. Die Zahlen: tiefrot.

Heute sitzt der Adelsspross mit deutsch-österreichischer Doppelstaatsbürgerschaft mit einem Lächeln zwischen bunten Tellern und Tassen. Nach zehn Jahren in der Verlustzone hat das Unternehmen, dessen Haupteigentümer die Salzburger Grafenfamilie von Moy ist, 2014 den Turnaround geschafft. "Wir haben ordentlich aufgeräumt. Und uns auf den Weg zurück zu einem Premiumprodukt gemacht. Wir wollen kein Luxusgeschirr, aber im Premiumsegment fühlen wir uns daheim", erläutert Wolff im STANDARD-Gespräch. Der Umsatz sei, mit 120 Mitarbeitern am Standort Gmunden, um ungefähr acht Prozent auf "rund neun Millionen Euro" gestiegen, führt der 41-Jährige aus. Beim Ergebnis habe man eine "sechsprozentige Ebitmarge" erzielen können. "Es bleibt wieder was", freut sich Wolff.

Grundformen erhalten

Gelungen ist dies wohl auch dank mehr Peps auf dem gedeckten Tisch. Etwa mit der jüngsten Linie "Pur geflammt" versucht man, das Oma-Image des "Grüngeflammten" abzustreifen. Wolff: "Ohne unsere Ursprünge zu vergessen. Grüngeflammt ist auf der Verkaufshitliste nach wie vor ganz weit oben. Die Grundformen finden sich daher auch in der neuen Kollektion nur sehr reduziert."

Bleibt noch die Frage, wer genau die neue Zielgruppe ist, die auch einmal gut 20 Euro für einen Alltagsteller ausgibt? Wolff: "Menschen, die Stil haben. Und den Sinn der Suppenschüssel nicht nur darin sehen, dass der Tisch nicht nass wird." (Markus Rohrhofer, 21.3.2016)